Weltweit fehlen drei Billionen Dollar für gute Ernährung

VonC. Peters

28. September 2023

Aachen/Göttingen (KNA)Um alle Menschen auf der Welt gesund zu ernähren, fehlen laut einer aktuellen Berechnung knapp drei Billionen US-Dollar jährlich. Bei einer globalen Wirtschaftsleistung von 135 Billionen Dollar entspreche das lediglich 2,2 Prozent des weltweiten Einkommens, so das Ergebnis einer am Donnerstag vorgestellten Studie des Hilfswerks Misereor und der Universität Göttingen. Das Problem zu lösen sei „also primär eine Frage des politischen Willens“, so der Misereor-Landwirtschaftsexperte Lutz Depenbusch. Das fehlende Geld verhindere, dass 41 Prozent der Weltbevölkerung sich gesund ernähren könnten.

Die Studie wurde von der Uni Göttingen erstellt. Sie gebe an, wie viel Geld den Menschen weltweit fehle, um sich eine ausgewogene Ernährung leisten zu können, erklärte der Göttinger Entwicklungswissenschaftler Sebastian Vollmer. Demnach waren 2021 mehr als drei Milliarden Menschen von dieser Armutslücke gesunder Ernährung betroffen, deutlich mehr als die rund 768 Millionen Menschen, die laut Welternährungsorganisation FAO in dem Jahr unterernährt waren. „Der Körper braucht mehr als nur Kalorien, sondern auch eine gesunde Nährstoffzufuhr“, so Vollmer.

Größte Armutslücke in Indien

Von den Betroffenen leben demnach 40 Prozent in Subsahara-Afrika und fast 35 Prozent in Südostasien. In Europa und Zentralasien seien 0,6 Prozent der Bevölkerung betroffen. Am größten ist die Armutslücke laut Studie mit rund 730 Milliarden Dollar in Indien, wo sich etwa 924 Millionen Menschen keine ausgewogene Ernährung leisten können. Dabei mache hier die Armutslücke nur knapp acht Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus – Indien könnte das Problem also selber lösen.

In anderen Ländern, in denen die Armutslücke das BIP übersteige, sei hingegen die internationale Gemeinschaft gefragt, betonte Depenbusch. „Wer Hunger und Mangelernährung besiegen möchte, muss Ungleichheit und Armut verringern.“ Der Experte kritisierte: „Das heutige Ernährungssystem dient zuerst jenen, die zahlen können und nicht denen, die hungern.“

Regelmäßiger Bericht geplant

Auf Grund der neuen Berechnung ist laut Hilfswerk und Uni nun ein regelmäßiger Bericht zur Armutslücke geplant. Ziel wäre es perspektivisch auch, die bisherige Armutsberechnung abzulösen, die nur die Versorgung mit Kalorien berücksichtigt. Eine ungesunde Ernährung und das Fehlen wichtiger Nährstoffe wirke sich verheerend auf die Entwicklung insbesondere von Kindern aus. Dadurch verringerten sich Chancen nicht nur für die Menschen, sondern letztentlich auch für ganze Gesellschaften, mahnten die Experten.

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