Genf/Rom (KNA)Angesichts des Notstands auf der italienischen Insel Lampedusa haben Organisationen der Vereinten Nationen die Hilfe anderer EU-Staaten angemahnt. Die Lage sei kritisch, erklärte Chiara Cardoletti, Vertreterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Italien, am Freitag in Rom. Eine Lösung erfordere die „rasche Unterstützung der Europäischen Union im Geiste der gemeinsamen Verantwortung und der Solidarität“.
Oberste Priorität habe die Entlastung Lampedusas, betonte Cardoletti. Sie lobte die Bemühungen italienischer Behörden, die nach ihren Angaben seit Donnerstag rund 5.000 Menschen von der kleinen Insel südlich von Sizilien an andere Orte Italiens gebracht hatten. Das UNHCR sei gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef, der UN-Organisation für Migration und anderen humanitären Organisationen vor Ort, um sowohl ankommende Migranten wie auch Behörden zu unterstützen.
Einsatz größerer Schiffe
Um den Druck durch die zu Hunderten eintreffenden Migranten zu mindern, schlug die UNHCR-Vertreterin den Einsatz größerer Schiffe vor. Auf diese Weise könne man die aus dem Meer geborgenen Menschen zu anderen Häfen bringen. Nötig sei aber auch ein verbindlicher internationaler Mechanismus zur Verteilung der Bootsflüchtlinge.
Wie der italienische katholische Pressedienst SIR unter Berufung auf das nationale Rote Kreuz mitteilte, hielten sich im Erstaufnahmezentrum von Lampedusa am Freitagmorgen 3.800 Personen auf, weit jenseits der Kapazitätsgrenze. Rund 700 wurden am Vormittag von dort verlegt. Im Lauf des Tages sollten den Angaben zufolge weitere 2.500 das Zentrum verlassen.
Unterdessen meldeten italienische Medien die Ankunft Hunderter neuer Migranten. Den Berichten zufolge versuchen seit Donnerstag Freiwillige der örtlichen Pfarrei San Gerlando mit der Verteilung von Essensrationen und Trinkwasser die Not der auf Registrierung im überfüllten Aufnahmelager wartenden Menschen zu lindern.