Umstrittene Heldin und Aktivistin – Das ist Carola Rackete

VonFlorian Stickel

18. Juli 2023
Carola Rackete / Archivbild / "File:6 wagner seawatch3 20190702 5.jpg" by Paul Lovis Wagner / Sea-Watch.org is licensed under CC BY-SA 4.0.Carola Rackete / Archivbild / "File:6 wagner seawatch3 20190702 5.jpg" by Paul Lovis Wagner / Sea-Watch.org is licensed under CC BY-SA 4.0.

Gerade hat „Die Linke“ angekündigt, die Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete als prominentes Gesicht für die Europawahl 2024 aufzustellen. Rackete ist keine Unbekannte – sie erlangte 2019 international Aufmerksamkeit, als sie trotz eines Verbots der italienischen Behörden mit aus Seenot geretteten Flüchtlingen auf dem Schiff Sea-Watch 3 die Insel Lampedusa anlief.

Rackete wurde festgenommen, doch die italienische Untersuchungsrichterin hob den Hausarrest nach drei Tagen wieder auf. Das Gerichtsverfahren wegen Widerstands gegen ein Kriegsschiff bei einem Anlegemanöver mit geretteten Bootsflüchtlingen wurde im Mai 2021 eingestellt.

Die Reaktionen auf Racketes Handeln fielen teilweise extrem aus. Während deutsche Politiker und Medien die Rettungsaktion überwiegend positiv bewerteten, gab es von italienischer Seite, insbesondere vom damaligen italienischen Innenminister Matteo Salvini, harsche Kritik. „Verbrecherische Kapitänin festgenommen, Piratenschiff beschlagnahmt“, schrieb er damals auf Twitter.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte, „wer Menschenleben rettet, kann nicht Verbrecher sein.“ Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, bezeichnete die Verhaftung als eine „Schande für Europa“.

Peter Rásonyi, Leiter der Auslandredaktion der Neuen Zürcher Zeitung, betonte, dass das Retten von Menschenleben ehrenhaft sei, aber das Eindringen in einen italienischen Hafen einen unerhörten Rechtsverstoß darstelle. Die italienische Philosophin Donatella Di Cesare verteidigte Rackete und verglich sie mit Sophokles‘ Antigone. Ziviler Ungehorsam sei notwendig, wenn die Verteidigung von Menschenrechten zur Straftat werde.

Carola Rackete wuchs in Hambühren, Niedersachsen, auf und schloss 2007 ihr Abitur am Gymnasium Ernestinum in Celle ab. Sie studierte Nautik an der Jade Hochschule in Elsfleth und arbeitete während ihres Studiums als nautische Offizierin auf verschiedenen Schiffen, darunter Forschungsschiffe des Alfred-Wegener-Instituts und der Universität Hamburg. Später war sie als nautische Offizierin auf Kreuzfahrtschiffen sowie auf Schiffen von Greenpeace und des British Antarctic Survey tätig. Zusätzlich absolvierte sie ein Masterstudium im Naturschutzmanagement an der Edge Hill University in England.

Seit 2016 engagiert sich Carola Rackete bei der Organisation Sea-Watch und nahm an verschiedenen Rettungsmissionen teil. Im Juni 2019 wurde sie zur Kapitänin der Sea-Watch 3 ernannt, nachdem sie zuvor bereits Rettungsmissionen koordiniert hatte

Rackete, die auch Unterstützerin der Klimagruppe Extinction Rebellion ist, betrachtet sich vor allem als Ökologin. Sie bezeichnet die Klimakrise als Folge von kapitalistischer Misswirtschaft und Ausbeutung und als die größte Gerechtigkeitskrise der Welt.

Obwohl sie ihre Kandidatur für den Linken-Landesverband Sachsen als Chance sieht, die sozialen und ökologischen Bewegungen im Europaparlament zu verankern, plant sie, parteilos zu bleiben.

Carola Rackete / Archivbild / „File:6 wagner seawatch3 20190702 5.jpg“ by Paul Lovis Wagner / Sea-Watch.org is licensed under CC BY-SA 4.0.

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