Spielen im Dreck macht Kinder nicht unbedingt resistenter

VonC. Peters

4. Oktober 2023

Erlangen (KNA)Eine neue Studie von Forschern aus Deutschland und Schweden weckt Zweifel an einer 24 Jahre alten gängigen Annahme: Spielen im Dreck macht Kinder zwangsläufig gesünder und schützt vor Allergien – diese sogenannte Hygiene-Hypothese wird seit 1989 allgemein vertreten. Wie die Universität Erlangen-Nürnberg am Mittwoch mitteilte, wird die Position zwar von statistischen Gesundheitsdaten gestützt. Experimentell wurde sie demnach aber bisher nicht ausreichend überprüft.

Ein Forschungsteam der Erlanger Uni und des Karolisnka Institutet in Stockholm hat nun im Tierversuch keine Bestätigung dieser Hypothese gefunden. Sie verglich eine Gruppe von Standard-Labormäusen, die unter fast keimfreien Bedingungen geboren werden und aufwachsen, mit sogenannten Wildlingsmäusen.

Schutz vor Allergie

Diese neue Form von Labormäusen, entwickelt vom Erlanger Forscher Stephan Rosshart, ist der Mitteilung zufolge genetisch identisch mit den Standard-Labormäusen. Allerdings tragen sie die Mikroorganismen echter Wildmäuse in sich und wachsen unter halbnatürlichen Bedingungen auf. Laut der im Forschungsmagazin Science Immunology veröffentlichten Studie reagierten beide Gruppen von Mäusen ähnlich auf Allergene. Die Wildlinge seien entgegen der gängigen Annahme nicht besser vor Allergien geschützt, sondern hätten sogar stärkere Symptome entwickelt.

Damit sei die Hygiene-Hypothese nicht widerlegt, erläuterte Rosshart. Die Erklärung für den dramatischen Anstieg allergischer Erkrankungen müsse aber komplizierter sein. Die Forschung stehe vor der Aufgabe, andere Faktoren wie das Leben in Innenräumen, körperliche Aktivität, Schadstoffe und chemische Verbindungen in der modernen Welt noch genauer zu untersuchen.

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