Sorgearbeit: Frauen arbeiten aus schlechtem Gewissen gratis

VonC. Peters

18. Oktober 2023

Berlin (KNA)Die Volkswirtschaftlerin Jo Lücke hält eine Normalarbeitszeit für Berufstätige von 30 Stunden für möglich. „Wir müssen anfangen, ernsthaft darüber zu reden“, sagte Lücke in einem Interview des Berliner „Tagesspiegel“ (Mittwoch). Dabei müsse die Sorgearbeit – Kinderbetreuung und Haushalt – stärker berücksichtigt werden. Dazu gehöre auch die Arbeit, die sich vorwiegend im Kopf abspiele und die mit „mental load“ bezeichnet werde: wie etwa der Vorsatz, den Kuchen für das Schulfest zu backen, oder der notwendige Kauf neuer Kleidung für das Kind.

Immer noch werde diesen Aufgaben, die größtenteils von Frauen erledigt würden, abgesprochen, überhaupt Arbeit zu sein, so Lücke weiter. Historisch gesehen sei diese Unsichtbarkeit beabsichtigt. Sie erhalte ein System am Leben, in dem Frauen aus schlechtem Gewissen gratis arbeiteten. Lücke sprach sich dafür aus, dass es keine geschäftlichen Meetings mehr nach 14 Uhr geben dürfe. Einzelne Teams müssten so besetzt sein, dass es keine Katastrophe sei, wenn jemand ausfalle. „Das passiert nun mal, wenn Kinder krank werden oder ein Familienmitglied Hilfe braucht“, so Lücke.

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