Seltene Insekten lieben Berliner Mittelstreifen

VonC. Peters

20. September 2023

Berlin (KNA)Insektenvielfalt inmitten von Asphalt und Autoverkehr: Nach Forschungen von Biologen entpuppen sich Berlins Grünstreifen überraschenderweise als „wunderbar vernetzte Biotope“. Demnach gibt es dort eine „deutlich über den Erwartungen liegende Artenvielfalt“, wie das Museum für Naturkunde und das Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung am Mittwoch in der Hauptstadt mitteilten.

Warum auf den Grünflächen zwischen den Fahrspuren – trotz des heißen Asphalts im Sommer und bei Streusalz im Winter – solche Biotope entstanden sind, erklärte Projektleiter Frank Koch unter anderem mit deren isolierter Lage: „Mittelstreifen werden von Fußgängern und Haustieren gemieden“, sagte er. So seien sie ungeplant zu geschützten Behausungen geworden.

Übertriebenes Mähen gefährlich für Insekten

Eine Gefahr für die Mittelstreifen-Habitate sieht Koch vor allem in der Pflege der Grünstreifen: Nicht nur werde den Insekten durch übertriebenes Mähen die Nahrungsgrundlage entzogen, mahnte der Insektenforscher. „Es ändern sich auch schlagartig die bevorzugten abiotischen Faktoren wie etwa Temperatur, Feuchtigkeit und Licht.“

Seit 2017 nehmen die Forscher die urbanen Ökosysteme an drei verschiedenen Berliner Mittelstreifen unter die Lupe. Rund 400 verschiedene Insektenarten aus sechs verschiedenen Ordnungen konnten demnach nachgewiesen werden, darunter auch solche, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen.

So richtete es sich die in Berlin und Brandenburg lange verschollen geglaubte Heuschreckensandwespe ausgerechnet auf den grünen Mittelstreifen häuslich ein. Die Bienenart „Hylaeus intermedius“ konnte laut Angaben hier erstmals für Deutschland dokumentiert werden.

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