„Putins Koch“ und Sölderchef: Das ist Jewgeni Prigoschin

VonLukas Richter

26. Juni 2023
Jewgeni Prigoschin, Gründer der Söldner-Armee Wagner, wurde am Donnerstag zum ersten Mal seit seiner bewaffneten Rebellion gegen das russische Militär wieder in Russland gesehen. Prigoschin wurde in St. Petersburg gesichtet, wo er sich während des Russland-Afrika-Gipfels mit einem Delegierten der Zentralafrikanischen Republik traf, meldet CNN in Berufung auf Angehörige der Wagner-Truppen. Wagner ist seit einigen Jahren in der Zentralafrikanischen Republik aktiv, so CNN. Der Nachrichtensender konnte anhand des Fotos das Treffen im Trezzini Palace Hotel in St. Petersburg ermitteln. Laut russischen Medien hat der Wagner-Gründer dort ein Büro. Das Hotel war eines der Gebäude, die von den russischen Behörden am 6. Juli nach der Rebellion durchsucht wurden. Archivbild: "Vladimir Putin tours Yevgeny Prigozhin's Concord food catering factory 11 (cropped)" by Government of the Russian Federation is licensed under CC BY 3.0. Jewgeni Prigoschin, Gründer der Söldner-Armee Wagner, wurde am Donnerstag zum ersten Mal seit seiner bewaffneten Rebellion gegen das russische Militär wieder in Russland gesehen. Prigoschin wurde in St. Petersburg gesichtet, wo er sich während des Russland-Afrika-Gipfels mit einem Delegierten der Zentralafrikanischen Republik traf, so CNN in Berufung auf Angehörige der Wagner-Truppen. Wagner ist seit einigen Jahren in der Zentralafrikanischen Republik aktiv, so CNN. Der Nachrichtensender konnte anhand des Fotos das Treffen im Trezzini Palace Hotel in St. Petersburg ermitteln. Laut russischen Medien hat der Wagner-Gründer dort ein Büro. Das Hotel war eines der Gebäude, die von den russischen Behörden am 6. Juli nach der Rebellion durchsucht wurden. Archivbild: "Vladimir Putin tours Yevgeny Prigozhin's Concord food catering factory 11 (cropped)" by Government of the Russian Federation is licensed under CC BY 3.0.

Jewgeni Prigoschin, der Anführer der berüchtigten Sölnderarmee „Wagner“, hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich. Der 62jährige begann seinen Aufstieg im Restaurant-Geschäft, wurde nebenher Propagandist für Wladimir Putin, und führt nun die größte Privatarmee der Welt. Nun hat er augenscheinlich mit seinem langjährigen Verbündeten Putin gebrochen, indem er sich mit einem angeblichen Putsch gegen das russische Militär gestellt hat.

Der 1979 wegen Diebstahls verurteilte Prigoschin betrieb nach seiner Haftentlassung Restaurants in Sankt Petersburg. Er behauptet, dass sein Kontakt zu Wladimir Putin auf ein Essen zurückzuführen ist, bei dem er 2001 Putin und den französischen Präsidenten Jacques Chirac bewirtet hatte.

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Es wird jedoch vermutet, dass Prigoschin bereits in den 1990er Jahren auf Putin traf, als er in der Glücksspielszene von Sankt Petersburg aktiv war. Prigoschin baute später eine Kette von Schnellrestaurants auf, die jedoch scheiterte. Dennoch erhielt er mit seiner Firma Concord zahlreiche öffentliche Aufträge, darunter die Lieferung von Essen an Schulen, Kindergärten und die russischen Streitkräfte. Zudem richtete er Staatsbankette aus und wurde als „Putins Koch“ oder „der Koch des Kremls“ bezeichnet.

Prigoschin ist jedoch nicht nur für seine gastronomischen Aktivitäten bekannt. Er war auch in verschiedene Propagandaaktionen verwickelt, die darauf abzielten, die Regierung von Präsident Putin positiv darzustellen. Er wird als Eigentümer des Internet-Forschungsinstituts (IRA), einer Troll-Armee, in Verbindung gebracht, die für die Verbreitung von Putin-freundlicher Propaganda und die Diffamierung von Kritikern im Internet zuständig war.

Prigoschin geriet auch international in die Schlagzeilen, als er zusammen mit zwölf weiteren Russen wegen Verschwörung zur Störung demokratischer Prozesse in den Vereinigten Staaten angeklagt wurde.

Neben seiner Rolle als Propagandist ist Prigoschin als Anführer mit der privaten Sicherheits- und Militärarmee „Gruppe Wagner“ verbunden. Diese setzt Söldner zur Durchsetzung russischer Interessen in Krisengebieten ein. Prigoschin soll zudem mit seiner Firma Evro Polis Ölrechte in Syrien erhalten haben, indem er die Quellen zunächst mit russischen Söldnern vom Islamischen Staat eroberte.

Unter der Führung Prigoschins wächst die Privat-Armee „Wagner“ unaufhaltsam und gewinnt an Einfluss in der russischen Militärstrategie. Ihre Rolle im Angriffskrieg gegen die Ukraine – zuletzt bei den harten Kämpfen um die Stadt Bachmut – und ihre mächtigen Beziehungen machen sie zu einer einflussreichen Präsenz. Seine wütenden Tiraden auf Telegram machen selbst vor der russischen Militärführung nicht Halt. Die Propaganda-Maschinerie, die Prigoschin kontrolliert, gewinnt die Bevölkerung für ihre Sache. Prigoschin festigt weiter seine Macht.

Vor kurzem weigerte sich Prigoschin, seine Privatarmee per Vertrag unter die Führung des russischen Verteidigungsministeriums zu stellen. Immer wieder legte er sich wütend mit der russischen Führung an.

Während des Angriffs auf Bachmut brach Prigoschin die Spielregeln des eng kontrollierten politischen Systems von Putin und beleidigte Moskaus höchste Offiziere öffentlich in mehreren Video-Statements. Anschließend veröffentlichte er ein Video, in dem er dem Kreml seinen Dank aussprach, während er seine übliche Tirade gegen die angebliche Verrat der Spitzenbeamten Putins, insbesondere Verteidigungsminister Sergei Shoigu und Generalstabschef Valery Gerasimov, hielt.

In einem Video vom 5. Mai zeigte er ein Feld mit toten Söldnern der Wagner-Gruppe, die angeblich aufgrund eines Munitionsmangels, verursacht durch Shoigu und Gerasimov, ums Leben gekommen waren.

(Mit Material von Wikipedia, The Guardian, ZDF, Reuters, eigene Recherchen / Bild: Archivbild: „Vladimir Putin tours Yevgeny Prigozhin’s Concord food catering factory 11 (cropped)“ by Government of the Russian Federation is licensed under CC BY 3.0.)

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