Putin-Berater: Nuklearwaffen einsetzen, um Menschheit zu retten

VonLukas Richter

16. Juni 2023
A man in a gas mask and protective suit stands on the edge of the abyss. Foto: ja-aljona auf unlimphotos.com Foto: ja-aljona auf unlimphotos.com

Taktische Nuklearschläge gegen Ziele im Westen könnten dabei helfen, die Menschheit zu retten. Diese radikale und äußerst kontroverse These vertritt der russische Politikwissenschaftler Sergej Karaganow in einem Artikel des Kreml-nahen Politikmagazins „Global Affairs“.

Der langjährige Berater des russischen Präsidenten Wladimir Putin malt ein düsteres, Europa- und USA-feindliches Bild: Er behauptet, dass „der Westen“ moralisch gescheitert und verfallen sei und seine Dominanz aufrechterhalten wolle, indem er Russland herausfordere. Währenddessen verschiebe sich die Weltordnung zugunsten anderer Mächte wie China und Russland.

„Der Westen“ habe die Ukraine in eine „schlagende Faust“ verwandelt, um Russland in Schach zu halten. Ein militärischer Sieg Russlands in der Ukraine würde nicht ausreichen, um die Konflikte mit dem Westen zu beenden, so Karaganow. Selbst wenn Russland Teile der Ukraine „befreien“ würde, bliebe ein Teil des Landes mit einer feindlich gesinnten Bevölkerung und einer latenten Kriegsgefahr.

Die Angst vor einem „großen Krieg“ mit Atomwaffen sei verloren gegangen, argumentiert der Politikwissenschaftler: „Diese Angst muss wiederbelebt werden. Sonst ist die Menschheit dem Untergang geweiht.“

Um den Westen zur Abkehr von der angeblichen Dekadenz und Aggression zu zwingen und eine globale Katastrophe zu verhindern, schlägt Karaganow vor, die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen zu senken und die Abschreckung zu eskalieren. Sollte das nicht funktionieren, müsse Russland mehrere Ziele mit Atomwaffen attackieren, so der Putin-Berater: “ In diesem Fall müssten wir eine Reihe von Zielen in verschiedenen Ländern angreifen, um diejenigen, die den Verstand verloren haben, zur Vernunft zu bringen. Moralisch gesehen ist dies eine furchtbare Wahl (…) Aber wenn wir dies nicht tun, könnte nicht nur Russland sterben, sondern höchstwahrscheinlich die gesamte menschliche Zivilisation aufhören zu existieren.“

Karaganow vermutet, dass China in diesem Fall Russland nicht sicher unterstützen würde. Doch er meint: „Wenn Russland einen nuklearen Schlag ausführt, würden die Chinesen ihn verurteilen, aber sie würden auch im Herzen jubeln, dass ein mächtiger Schlag gegen den Ruf und die Position der Vereinigten Staaten versetzt wurde.“

Der Beitrag Karaganows reiht sich ein in eine längere Reihe von russischen Drohungen und Spekulationen, Atomwaffen einzusetzen. Unter anderem hat auch der russische Ex-Präsident und stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrats der Russischen Föderation, Dmitri Medwedew, schon im März davor gewarnt, dass die „nukleare Apokalypse“ näherkomme.

Der US-Think Tank Carnegie Endowment for International Peace hat bereits im Mai darauf hingewiesen, dass solches „Säbelrasseln“ ernstgenommen werden müsse. Dennoch müsse Moskau wissen, dass der Einsatz von Nuklearwaffen Russland zu einem geächteten Land machen würde.

Noch im Januar 2022 hatte Russland zusammen mit den vier anderen Atommächten erklärt: „Wir bekräftigen, dass ein Atomkrieg nicht gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf.“

Foto: ja-aljona auf unlimphotos.com

Advertisement