Berlin (KNA)Nach dem Verbot der rechtsextremen Vereinigung „Die Artgemeinschaft – Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung“ durch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die Polizei Razzien bei 39 Vereinsmitgliedern in zwölf Bundesländern durchgeführt. Dabei seien extremistische Literatur, Gold, Bargeld, Waffen und Munition sichergestellt worden, teilte das Bundesinnenministerium am Mittwochnachmittag in Berlin mit. Dazu gehörten den Angaben zufolge auch Armbrüste und eine ABC-Schutzausrüstung. Über 700 Beamtinnen und Beamte seien seit den frühen Morgenstunden im Einsatz gewesen, hieß es weiter.
„Mit der ‚Artgemeinschaft‘ haben wir eine sektenartige, zutiefst rassistische und antisemitische Vereinigung verboten“, sagte Faeser. „Das ist ein weiterer harter Schlag gegen den Rechtsextremismus und gegen die geistigen Brandstifter, die bis heute NS-Ideologien verbreiten.“ Die Gruppierung habe versucht, „durch eine widerwärtige Indoktrinierung von Kindern und Jugendlichen neue Verfassungsfeinde heranzuziehen“.
„Artgemeinschaft“ hat 150 Mitglieder
Die „Artgemeinschaft“ hat nach Angaben des Ministeriums 150 Mitglieder und ist mit vielen rechtsextremen und neurechten Gruppierungen vernetzt. Sie richte sich „gegen die verfassungsmäßige Ordnung und insbesondere aufgrund antisemitischer Inhalte auch gegen den Gedanken der Völkerverständigung“, erklärte das Bundesinnenministerium. Dabei bilde der Verein auch die ideologische Grundlage weiterer rechtsextremer Organisationen, die das Bundesinnenministerium bereits verboten habe.
Das Vereinsverbot sei seit mehr als einem Jahr vorbereitet worden. Besonderes Gewicht hätten Erkenntnisse des Bundesamtes für Verfassungsschutz sowie der Landesämter für Verfassungsschutz gehabt.
Ideologie der Rassenlehre
Die 1951 gegründete und nun verbotene Gruppe habe „unter dem Deckmantel eines pseudoreligiösen germanischen Götterglaubens“ ein gegen die Menschenwürde verstoßendes Weltbild verbreitet. Neben der Ideologie der Rassenlehre hätten Symbolik, Narrative und Aktivitäten des Vereins etliche Parallelen zum Nationalsozialismus. So habe die „Artgemeinschaft“ ihren Mitgliedern unter anderem Anweisungen zu einer richtigen „Gattenwahl“ innerhalb der nord- und mitteleuropäischen „Menschenart“ gegeben. Menschen anderer Herkunft seien herabgewürdigt worden.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, die religiös-völkische Organisation operiere „mit abstoßendem rassistischem und antisemitischem Gedankengut“. Sie bilde eine zentrale Schnittstelle für die gesamtdeutsche Neonaziszene. Von dem sichergestellten Material „erhoffen wir uns noch mehr Einblick in die Organisationsstruktur und das Umfeld“, so Herrmann.