Neues Kinderbuch über Goethe – Provozierender Popstar seiner Zeit

VonC. Peters

13. Oktober 2023

Berlin/Leipzig (KNA)Mit einem freundlichen „Ei Guude“ – das heißt „Guten Tag“ auf Frankfurterisch – begrüßt der kleine Johann seine Leser: „Ich bin’s, der Johann Wolfgang Goethe, geboren am 28. August 1749 in der freien Reichsstadt Frankfurt am Main in Hessen. Meine Güte, ist das lange her. Über 270 Jahre!“

Der berühmteste Dichter der Deutschen selbst erzählt hier seine Lebensgeschichte: davon, wie er in Frankfurt aufwuchs, dass sein Lieblingsplatz der Dachboden des Hauses war, weil man von dort bis zum Fluss hinunter schauen und heimlich die anderen Kinder beobachten konnte. Von seiner Studentenzeit – und sogar seinen Liebschaften: „Au Backe, Vater ist wirklich sauer auf mich wegen Maxe. Zum Glück haben meine Mutter und meine Schwester Cornelia ihn wieder beruhigt.“

Komplexes Wissen lebensnah

Bildungswissen in unterhaltsamer Sprache zu vermitteln, die in Erinnerung bleibe: Das ist der Anspruch von Bert Alexander Petzold, der das Buch geschrieben hat. Er ist ein Experte darin, komplexes Wissen lebensnah aufzubereiten und hat zahlreiche Bücher für Erwachsene über berühmte Persönlichkeiten veröffentlicht – wie etwa über Malerin Frida Kahlo oder Dichter Friedrich Schiller.

„Das große Goethe-Buch“ soll dazu einladen, Goethe neu zu entdecken – nicht nur als bedeutenden Autor, sondern auch „als einen echten Draufgänger“, wie es heißt. Denn Goethe trug schrille Kleidung, badete als Weimarer Minister nackt im Fluss, probierte obskure Heilverfahren aus, liebte es, mit seinen Texten zu provozieren und wurde als literarischer Popstar für seine Werke gefeiert. Er reiste per Kutsche quer durch Europa, verbrachte seine Zeit am liebsten in Italien und lebte mit seiner Geliebten 18 Jahre lang in wilder Ehe.

Hörbuch-Streaming und MP3-Download

Eine Zeitleiste am Anfang des Buchs veranschaulicht prägende Ereignisse. Zusätzlich ist jedes Kapitel als Hörbuch-Streaming und MP3-Download mittels Smartphone abrufbar. Ergänzend sind szenische Lesungen aus wichtigen Werken wie etwa dem Faust hörbar.

Die jungen Leserinnen und Leser erfahren sehr anschaulich etwas über die Zeit: Bunte, großformatige Illustrationen bilden die Lebensstationen des jungen Goethe ab. Berühmte Bauwerke wie die Leipziger Thomaskirche werden zum Hintergrund, vor dem sein Lebensweg im jeweiligen Ort nachgezeichnet wird – in der sächsischen Stadt beginnt er etwa sein Jurastudium.

Kolosseum und Forum Romanum

Auch seine Zeit in Weimar spielt vor historischer Kulisse: Das Haus am Frauenplan in Weimar etwa ebenso wie sein Gartenhaus ist, sofort wiederkennbar, außen und innen nachgezeichnet. In Italien lernen die Leserinnen und Leser das Kolosseum und das Forum Romanum kennen.

Auch Goethes weniger bekannten Fähigkeiten als Naturforscher werden in dem Buch angemessener Platz eingeräumt. So erfährt man, dass er ein großer Liebhaber des Gingko-Baumes war und einen solchen in seinem Weimarer Garten anpflanzen ließ, der heute noch steht. Auch der von ihm entwickelten Farbenlehre ist eine Doppelseite gewidmet: Rot steht demnach für Leidenschaft, Gelb für Freude, Grün für Ruhe und Blau für Frieden. Goethe betont, dass Farben eine persönliche Bedeutung haben und von jedem anders empfunden werden.

„Feinschmecker und Patriarch“

Sein Familienalltag mit Frau Christiane und Sohn August ist meist turbulent. Als „Feinschmecker und Patriarch“ lädt er gern Gäste ein, erklärt fremdartige Speisen wie Artischocken, Trüffel und Kaviar. „Auch sonst dreht sich im Alltag alles um die Wünsche des Herrn Geheimrats“ – seine Angestellten, aber auch seine Frau und sein Sohn müssen ran, helfen mit in der Küche. Für Erledigungen reitet Christiane furchtlos allein in die umliegenden Dörfer, bewaffnet mit Goethes Pistolen.

Am Ende des lehrreichen und kurzweiligen Buches gibt der alternde Goethe seinen Lesern – seien es kleine oder große – noch folgendes mit auf den Weg: „Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, ein vernünftiges Wort sprechen.“

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