Moskau will Kontrolle über Privatarmeen: Wagner-Chef rebelliert gegen russisches Militär

VonLukas Richter

12. Juni 2023

Das russische Verteidigungsministerium plant, alle russischen Freiwilligenverbände durch eine Anordnung unter seine Befehlsgewalt zu bringen. Laut dem stellvertretenden Verteidigungsminister Nikolai Pankow in Moskau müssen alle diese Einheiten bis zum 1. Juli einen Vertrag mit der Behörde unterzeichnen, so die Nachrichtenagentur dpa.

Inzwischen gibt es mehr als 40 Freiwilligenverbände, deren rechtlicher Status durch diese Maßnahme abgesichert werden soll. Allerdings weigert sich der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, einen solchen Vertrag zu unterschreiben.

Prigoschin äußerte über seinen Telegram-Kanal, dass Verteidigungsminister Sergej Schoigu bisher nicht in der Lage gewesen sei, seine eigenen Truppen zu führen. Daher werde Wagner keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen. Er betonte jedoch, dass er sich Präsident Wladimir Putin als Oberbefehlshaber und den Interessen Russlands unterordne.

Prigoschin hatte zuvor Schoigu und den russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow Unfähigkeit vorgeworfen, aufgrund zahlreicher Niederlagen im Moskauer Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Befehle für Kampfeinsätze würden in Absprache mit Gerassimows Stellvertreter Sergej Surowikin festgelegt, so Prigoschin.

Bislang gibt es keine offizielle Reaktion seitens der Moskauer Regierung auf Prigoschins Weigerung. Der Wagner-Chef wird in Russland als enger Vertrauter Putins betrachtet und gilt als unantastbar.

Laut Schoigus Stellvertreter Pankow soll die Eingliederung der Einheiten in das Ministerium die militärischen Möglichkeiten und den effektiven Einsatz der Kämpfer verbessern. Dadurch könnten die Truppen auch besser ausgerüstet werden, obwohl russische Soldaten bereits jetzt über mangelhafte Ausrüstung klagen.

In der Zwischenzeit gab das russische Verteidigungsministerium bekannt, dass es bereits eine erste Privatarmee unter Vertrag genommen habe. Die Spezialeinheit Achmat, die als Privatarmee des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow gilt, habe ein entsprechendes Dokument mit dem Ministerium unterzeichnet.

Beitragsbild: Jewgeni Prigoschin ist der Chef der russischen Privatarmee Wagner Group. Foto: -/AP/dpa

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