Vatikanstadt/Köln (KNA)Die deutsche Umweltaktivistin Luisa Neubauer hat die strafrechtliche Verfolgung von Klimaschützern verurteilt. „Anstatt diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die weiterhin fossile Rohstoffe verbrennen, haben die Regierenden angefangen, diejenigen zu kriminalisieren, die Leben und Land schützen“, sagte sie am Donnerstag nach einem Treffen mit Papst Franziskus im Vatikan. Das „eskalierende Klima von Unterdrückung und Kriminalisierung“ bereite ihr Angst. Neubauer warnte außerdem vor Zynismus. Die Menschen müssten weiterhin versuchen, den Klimawandel aufzuhalten.
Die Fridays-for-Future-Aktivistin sprach von einer Krise des Vertrauens und einer Krise der Hoffnung. Weder der sogenannte Globale Norden noch die aufstrebenden Volkswirtschaften hätten es geschafft, beim Thema Klima zu liefern. Bei der anstehenden UN-Klimakonferenz in Dubai wolle das Gastgeberland zulassen, dass „demokratische Freiräume von der Ölindustrie erstickt werden“, warnte sie. „Die Kirche muss hier laut werden.“
Neubauer ruft zu Kulturwandel auf
Die Aktivistin äußerte sich auf einer Pressekonferenz zum neuen Umweltschreiben „Laudate Deum“ (Lobet Gott) des Papstes. Franziskus habe vorgemacht, wie es gehe, sagte Neubauer. Wenn er in einer Institution wie der katholischen Kirche zu einem Kulturwandel aufrufen könne, dann könne dies auch jeder andere in seinem Bereich tun. Von der Kirche forderte die Aktivistin, zu einem „wahren Verbündeten“ der Klimabewegung zu werden und Gelder aus fossilen Investments abzuziehen.
In einem Interview des Kölner Internetportals domradio.de am Donnerstag bezeichnete Neubauer den Papst als Verbündeten. Er mache mit „Laudate Deum“ und dem vorangegangenen Schreiben „Laudato si“ deutlich, dass es „hier im Vatikan jemanden gibt, der verstanden hat, was Sache ist“.
Hoffnungsvolles Zeichen
Bei dem Treffen am Donnerstagmorgen habe der Papst seine jungen Gäste ermutigt, den Humor nicht zu verlieren und mit Nachdruck erklärt, dass den jungen Menschen die Zukunft gehöre. Dass Franziskus sich Zeit für zivilgesellschaftliche Gruppen wie die Klimabewegung nimmt, sieht Neubauer als ein hoffnungsvolles Zeichen.
Das biblische Argument für den Klimaschutz, die Bewahrung der Schöpfung, ist Neubauer nach eigenem Bekunden nicht fremd. Sie komme als Protestantin „quasi von nebenan“, erklärte sie. „Uns eint die Erkenntnis, dass wir nicht nehmen und geben, sondern dass unser Umgehen mit der Welt ein gemeinschaftliches, tiefes, inniges und abhängiges Miteinander ist.“
Am Mittwoch hatte der Vatikan das Apostolische Schreiben „Laudate Deum“ veröffentlicht. Papst Franziskus ruft darin zu zügigen und umfassenden Maßnahmen gegen die Erderwärmung auf. Das Dokument ist eine Fortführung der Umweltenzyklika „Laudato si“ von 2015.