Kritik an Verlängerung für Unkrautvernichter Glyphosat

VonC. Peters

21. September 2023

Düsseldorf (KNA)Die geplante Zulassungsverlängerung für den Unkrautvernichter Glyphosat in der EU stößt bei Agrarforscherinnen auf Skepsis. „Der vorgeschlagene Zeitraum von zehn Jahren für eine Verlängerung von Glyphosat widerspricht dem gesunden Menschenverstand“, erklärte die Kasseler Agrarwissenschaftlerin Maria Finckh am Donnerstag.

Zwar seien Einschränkungen im neuen Vorschlag grundsätzliche Verbesserungen, so Finckh. Sie nannte die verbindliche Einführung eines nicht besprühten Feldrandstreifens von fünf bis zehn Metern sowie das Verbot von Glyphosat-Einsatz zur Abreifebeschleunigung von Feldern. Allerdings blieben die Effekte auf Biodiversität und Insekten, insbesondere Bienen, außen vor.

Glyphosat-Verbot

„Dies ist eine gravierende Lücke, die nicht akzeptabel ist. Dies ist auch der wichtigste Grund, dass Glyphosat ein Problem darstellt, da dieses Antibiotikum flächendeckend oft jedes Jahr dem Boden zugeführt wird“, kritisierte die Wissenschaftlerin. Stattdessen schlägt sie ein Glyphosat-Verbot in den kommenden drei Jahren vor.

Ähnlich äußerte sich auch die Tübinger Umweltwissenschaftlerin Rita Triebskorn. „Die genannten Bedingungen und Beschränkungen sind unserer Meinung nach nicht ausreichend, um den Wirkstoff gefahrlos in die Umwelt zu entlassen beziehungsweise die zunehmende Akkumulation der Substanz in Mensch und Umwelt sowie die Gefährdung exponierter Organismen zu begrenzen.“ Die Gutachten, die dem Kommissionsvorschlag zu Grunde lägen, nähmen weiterhin fast ausschließlich auf gesundheitliche Folgen für den Menschen Bezug – „vorhandene Daten zu Wirkungen auf die Umwelt werden kaum berücksichtigt“.

Vorschlag angemessen

Der Biologe Christoph Schäfers hingegen bewertet den Vorschlag als angemessen. Der Zeitraum von zehn Jahren sei nötig, um die Auswirkungen der neuen Vorschriften beobachten zu können, erklärte der Leiter für Angewandte Oekologie am Fraunhofer-Institut Schmallenberg. Das wesentliche Problem bei Glyphosat bestehe in seiner extremen Nutzung. „Bei der Bewertung des ‚Restrisikos‘ sollte berücksichtigt werden, dass es bis heute keine Substanz gibt, die bei vergleichbarer Wirkung weniger unerwünschte Nebenwirkungen hat.“

Am Mittwoch hatte die EU-Kommission einen Vorschlag für eine Zulassungsverlängerung des Unkrautvernichters Glyphosat um weitere zehn Jahre vorgelegt. Die aktuelle Zulassung läuft im Dezember aus. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hatte den Wirkstoff zuvor als unkritisch eingestuft. Laut Umweltschützern geht von Glyphosat jedoch eine Gesundheitsgefahr auch für Menschen aus. Der Vorschlag wird nun den 27 EU-Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt.

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