Kritik an fehlender Reformbereitschaft der Mediziner

VonC. Peters

14. September 2023

Berlin (KNA)Pflegekräfte in Deutschland fordern eine größere Reformbereitschaft von den Ärzten. Angesichts von überlasteten Hausarztpraxen und einem wachsenden Ärztemangel besonders auf dem Land müssten neue Modelle der Gesundheitsversorgung entwickelt werden, erklärte der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) am Donnerstag in Berlin. Insbesondere chronisch kranke und alte Menschen brauchten eine Versorgung, die von Ärzten und Pflegekräften gemeinsam angeboten werde. Auch müsse ein größerer Schwerpunkt auf Vorbeugung und Rehabilitation gelegt werden.

„Es ist unbegreiflich, dass die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen trotz ihrer Überlastung an den überkommenen Strukturen in der Gesundheitsversorgung festhalten und sich nicht auf neue Versorgungsmodelle einlassen wollen“, kritisierte Verbandspräsidentin Christel Bienstein mit Blick auf Forderungen der Kassenärztlichen Vereinigungen. „Diese Probleme lassen sich nicht allein durch mehr Studienplätze in der Medizin, mehr Vergütung und weniger Bürokratie lösen.“ Community Health Nurses, Schulgesundheitspflegende und akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen seien keine Konkurrenz, sondern das fehlende Puzzleteil in der Gesundheitsversorgung. „Es wird endlich Zeit, das Konkurrenzdenken zu überwinden.“

Vernetzen und weiterentwickeln

Bienstein betonte, chronisch kranke und alte Menschen, ihre Familien und Zugehörigen bräuchten mehr als Medizin: Sie benötigten eine gute Anleitung, Beratung und Begleitung, um die eigene Situation zu verbessern und Unterstützung zu organisieren. „Vor allem im ländlichen Raum müssen Gesundheitsangebote und -bedarfe erhoben, vernetzt und weiterentwickelt werden.“

Mitte August hatten niedergelassene Ärzte im Rahmen einer Krisensitzung einen Forderungskatalog an Bundesgesundheitsminister Lauterbach geschickt. Sie verwiesen darauf, das in den kommenden zwei bis drei Jahren etwa zehn Prozent der Arztpraxen hierzulande altersbedingt schließen würden, wenn sich keine Nachfolgeregelung finde. Um die Arbeit in der eigenen Praxis attraktiver zu machen, fordert die Kassenärztliche Bundesvereinigung neben besserer Bezahlung auch einen Bürokratie-Abbau sowie mehr Unterstützung bei der Digitalisierung.

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