Hoffen auf Ende blutiger Unruhen

VonC. Peters

13. Oktober 2023

Quito (KNA)Schwer bewachte Präsidentschaftskandidaten, 100.000 Sicherheitskräfte, die den Urnengang schützen wollen und eine Bevölkerung, die angesichts der anhaltenden Gewaltwelle eingeschüchtert ist. Mit der Stichwahl zwischen dem jungen konservativen Unternehmer Daniel Noboa (35) und der linksgerichteten Luisa Gonzalez aus dem Lager von Ex-Präsident Rafael Correa geht einer der blutigsten Wahlkämpfe in der Geschichte des südamerikanischen Landes zu Ende. Laut Wahlbehörde sollen die ersten Ergebnisse bereits eine Stunde nach Schließung der Wahllokale vorliegen. Dann ist klar, wer Ecuador in eine der schwersten innenpolitischen Krisen übernehmen wird.

„Ich hoffe, dass es einen echten Kampf gegen die kriminellen Organisationen geben wird, die direkt mit dem Drogenhandel in Ecuador verbunden sind, mit dem Kleinsthandel und mit anderen, die in der Lage sind, Tausende und Abertausende Tonnen Drogen zu versenden“, sagt Cristian Zurita Ron (53) im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zurita war ein enger Freund und Kollege des im August vor dem ersten Durchgang ermordeten Kandidaten und Investigativjournalisten Fernando Villavicencio. Gemeinsam mit Zurita deckte Villavicencio illegale Wahlkampffinanzierung des Lagers von Ex-Präsident Rafael Correa auf.

Voriger Präsidentschaftsbewerber ermordet

Tatsächlich hat der Drogenhandel das Land fest im Griff. Ecuador zählte diesbezüglich unzählige tödliche Attentate auf Kommunalpolitiker. Die Ermordung Villavicencios aber, auf Video festgehalten, sorgte für weltweites Entsetzen.

Mit der Stichwahl geht auch die Amtszeit des konservativen Präsidenten Guillermo Lasso vorzeitig zu Ende. Lasso vermochte nach seinem Wahlsieg 2021 nicht, Begeisterung für seine Wirtschaftspolitik zu entfachen. Vielmehr galt sie als umstritten. Indigene Gruppen machten ihn für die Wirtschaftsprobleme in Folge der Corona-Pandemie verantwortlich.

Neuwahlen nach Parlamentsauflösung im Mai

Lasso reagierte wenig empathisch. Bei den Unruhen gab es einige Tote. Schließlich wuchs der innenpolitische Druck auf Lasso, der das Parlament am 17. Mai auflöste und Neuwahlen ausrief. Diese in der Verfassung vorgesehene Vorgehensweise wird auch als „muerte cruzada“ („gegenseitiger Tod“) bezeichnet. Für die Neuwahlen stellte sich der in den Umfragen abgestürzte Lasso nicht mehr zur Verfügung.

Mit dem jungen Unternehmersohn Daniel Noboa, der sich im Wahlkampf in der politischen Mitte positionierte, greift die einflussreiche Familie von Alvaro Noboa nach der Macht, der als reichster Mann des Landes gilt, aber bei seinen eigenen Kandidaturen scheiterte. (Dessen Neffe Leonardo Campana spielt übrigens an der Seite von Lionel Messi bei Inter Miami im Sturm.)

Auch Sieg von Luisa Gonzalez möglich

Luisa Gonzalez machte im Wahlkampf keinen Hehl daraus, dass sie den nach einer Verurteilung wegen Korruption im Exil lebenden linkspopulistischen Ex-Präsidenten Rafael Correa wieder politisch rehabilitieren will. Ihr Motto im Wahlkampf: „Wir haben das schon mal gut gemacht.“ Laut der Zeitung „El Comercio“ sagen die meisten Umfragen einen knappen Wahlsieg Noboas voraus. Allerdings sind die Margen so eng, dass auch ein Sieg von Gonzalez möglich scheint.

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