Früherer TV-Priester: „Zeit, mit den Opfern zu weinen“

VonC. Peters

13. Oktober 2023

Jerusalem (KNA)Der in Jerusalem lebende deutsche Priester und Poet Stephan Wahl hält es noch zu früh für eine Analyse von Ursachen und Folgen des Krieges der Hamas gegen Israel. Jetzt sei „die Zeit, mit den Opfern zu weinen“, sagte der frühere Sprecher des „Wortes zum Sonntag“. Wer jetzt noch glaube, dass eine Brücke zwischen Israelis und Palästinensern gelingen könne, sei naiv, so Wahl. Dennoch wolle er nicht aufgeben, von echten Friedenspolitikern zumindest zu träumen.

Es könne keinerlei Rechtfertigung für die brutalen Massaker der Hamas geben, betonte Wahl; auch nicht die Härten der israelischen Besatzung. Es könne keinen Zweifel geben, dass durch den Krieg nun die Spaltungen noch viel härter und der Hass noch viel stärker würden als bisher schon.

„Gebe die Hoffnung nicht auf“

Wahl wies die These zurück, ein Festhalten an der Zwei-Staaten-Lösung und einem Friedensprozess in den vergangenen Jahren sei naiv gewesen. „Im Gegenteil“, so der Priester; diese Menschen „hätten sich besser stärker durchgesetzt“. Nach der Ermordung von Israels Ministerpräsident Jitzchak Rabin 1995 seien alle Brücken den Bach runtergegangen.

Er weigere sich weiter, in Pessimismus zu ertrinken, betonte Wahl, sondern hoffe, dass kein Hass in ihm wachse. Er wolle die Hoffnung auf Änderung nicht verlieren. „Wer hätte zum Beispiel daran gedacht, dass Menachem Begin der erste sein wird, der Frieden mit einem arabischen Land schließt, oder dass Jitzchak Rabin Jassir Arafat die Hand reicht?“ Er „gebe die Hoffnung nicht auf, dass Dinge passieren können, die niemand erwartet“.

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