Expertin: Deutliches Zeichen von Putins Schwäche

VonLukas Richter

27. Juni 2023
Die Militärführung in Moskau betonte, dass die Waffenlieferungen des Westens sie nicht von ihren Kriegszielen in der Ukraine abbringen werden. // Archivbild/ by The Presidential Press and Information Office is licensed under CC BY 4.0. / croppedDie Militärführung in Moskau betonte, dass die Waffenlieferungen des Westens sie nicht von ihren Kriegszielen in der Ukraine abbringen werden. // Archivbild/ by The Presidential Press and Information Office is licensed under CC BY 4.0. / cropped

Die Reaktion von Präsident Putin auf den Wagner-Aufstand unter Jewgeni Prigoschin ist ein deutliches Zeichen von Schwäche. Das sagte die Russlandexpertin Sarah Pagung in einem Interview mit tagesschau.de. Sie betonte auch, dass die Rückendeckung für Putin in den russischen Eliten jedoch weiterhin groß sei und warnte vor einer weiteren – möglicherweise nuklearen – Eskalation.

Pagung – Programmdirektorin für Internationale Angelegenheiten bei der Körber-Stiftung – spekulierte über die Gründe für das plötzliche Ende des Marsches auf Moskau. Einerseits könne Prigoschin erkannt haben, dass er keine Unterstützung in den russischen Eliten habe und der Marsch erfolglos sein werde. Andererseits könne er das erreicht haben, was er eigentlich wollte – eine Veränderung in der russischen Kommandostruktur, so die Expertin. Würde Putin darauf eingehen, wäre das jedoch „eine erfolgreiche Erpressung“.

Putin habe klare Schwäche gezeigt, indem er zuerst öffentlich mit harten Strafen für Prigoschin und seine Anhänger gedroht habe, dann aber bekannt gab, dass es keine Strafen geben werde. Dies sei „ein sehr deutliches Zeichen der Schwäche“, und die allgemein angenommene Allmacht Putins existiere gar nicht. Vielleicht sei er durchaus bereit, nachzugeben, wenn seine Macht bedroht werde, vermutete Pagung.

Die Expertin prognostizierte, dass Putins Ruf als allmächtiger und kontrollierender Führer langfristig angekratzt sein werde, was dem Regime auf mittlere und lange Sicht erhebliche Probleme bereiten dürfte. Die Rückendeckung für Putin im Kreml sei aber nach wie vor groß, so Pagung.

In Bezug auf die russische Armee wies Pagung darauf hin, dass die Wagner-Söldner vorerst ruhiggestellt seien. Die Auswirkungen der Ereignisse auf die Moral und Kampfbereitschaft der restlichen russischen Armee seien noch ungewiss.

Abschließend glaube die Expertin nicht, dass Russland nachlassen werde, was den Krieg gegen die Ukraine betrifft. Die jüngsten Ereignisse könnten jedoch dazu führen, dass die Moral und die Hoffnung auf ukrainischer oder westlicher Seite gestärkt werden, da die Schwächen im russischen System deutlich zutage treten. Es bestehe jedoch immer das Risiko einer weiteren Eskalation seitens Russland, „möglicherweise auch nuklear“.

Archivbild: „Vladimir Putin 17-11-2021 (cropped)“ by The Presidential Press and Information Office is licensed under CC BY 4.0.

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