Experten: Lehrer mit Nahost-Konflikt nicht alleine lassen

VonC. Peters

13. Oktober 2023

Frankfurt/Wiesbaden (KNA)Der Hamas-Angriff auf Israel führt nach Beobachtung der Frankfurter Bildungsstätte Anne Frank zu Konflikten und Überforderungen in Klassenzimmern. Lehrer fragten sich, wie sie angemessen mit dem Thema und den damit verbundenen Konflikten unter Jugendlichen umgehen könnten, sagte die Bildungsexpertin Nicole Broder am Freitag in Frankfurt. Es brauche mehr Unterstützung im Umgang mit grausamen Videos und Bildern, vor allem in den Sozialen Medien.

Das hessische Kultusministerium richtete am Freitag eine Internetseite ein, auf der Lehrer Unterrichtsmaterialien, pädagogische Tipps und Informationen zum Nahost-Konflikt erhalten. Die Seite verweist vor allem auf bereits bestehende Informationen, etwa auf die Bundeszentrale für Politische Bildung oder auf Beiträge des ZDF-Kinderprogramms „logo“. Die Angebote würden laufend aktualisiert, hieß es.

In Schulen keine religiösen Konflikte austragen

Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte, die Terrorangriffe hätten viele Schüler erschüttert, „nicht zuletzt, weil auch viele Kinder und Jugendliche unter den Opfern sind“. Wichtig sei es, die Lage altersgemäß im Unterricht anzusprechen. „Antisemitismus und Aggressionen gegenüber Israel sind mit unseren Werten unvereinbar und haben an unseren Schulen keinen Platz“, sagte der Minister. Es dürfe nicht zu Hass und Gewalt kommen. „Schulen dürfen und sollten niemals ein Ort sein, an dem religiöse Konflikte ausgetragen werden. Dabei wollen wir den Schulen helfen.“

Der Leiter der Anne Frank Bildungsstätte, Meron Mendel, sagte, nötig seien „mehr Wissensvermittlung zum Nahostkonflikt in den Schulen und mehr Angebote mit Blick auf israelbezogenen Antisemitismus. Da ist jetzt das gesamte Bildungssystem gefragt – von der Kita an.“ Die Anne Frank Bildungsstätte könne derzeit die Fülle von Anfragen kaum beantworten. Die Experten seien aber weiter vor allem für Lehrer da. Beispielsweise gebe es auch digitale Beratung.

Grenzen bei Verharmlosung ziehen

Wichtig sei, einerseits eine klare Grenze zu markieren, wo Terror und das damit einhergehende Leid verharmlost werde, sagte Broder. „Andererseits ist es elementar wichtig, pädagogische Räume zu öffnen, in denen Konflikte und Unsicherheiten unter Jugendlichen besprechbar werden.“

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