Experte: Deutsche Bundeswehr bei Angriff „nur Stunden“ kampffähig

VonLukas Richter

27. Dezember 2023
Foto: Leopard 2 Panzer der Bundeswehr / Archivbild / "Kampfpanzer Leopard 2 A6 ( Bundeswehr)" by Combat-Camera-Europe is marked with Public Domain Mark 1.0. To view the terms, visit https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0//?ref=openverse.Foto: Leopard 2 Panzer der Bundeswehr / Archivbild / "Kampfpanzer Leopard 2 A6 ( Bundeswehr)" by Combat-Camera-Europe is marked with Public Domain Mark 1.0. To view the terms, visit https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0//?ref=openverse.

Express-Überblick:

Ralph Thiele, ein Experte für Militärfragen, kritisiert im FOCUS-Interview die mangelnde Fortschrittlichkeit der Bundeswehr, insbesondere nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, und stellt fest, dass ihre Ausrüstung im Ernstfall nur noch für Stunden ausreichen würde.

Die Bundeswehr steht 22 Monate nach dem russischen Angriff auf die Ukraine schlechter da als zuvor, so ein Militär-Experte. Ralph Thiele, Oberst a.D. und Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft, äußerte sich in einem Interview mit FOCUS kritisch über den aktuellen Zustand der deutschen Bundeswehr. „Zu Beginn des Angriffs war sie blank. Heute ist sie blanker“, so Thiele.

Trotz des Sondervermögens, das zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit eingerichtet wurde, seien kaum Fortschritte erzielt worden. Im Falle eines Angriffs auf Deutschland oder ein NATO-Land, würde die Ausrüstung der Bundeswehr möglicherweise nur Stunden ausreichen, warnt Thiele gegenüber Focus: „Früher waren das drei Tage. Heute sind es eher Stunden“, sagte er. Belege dafür werden keine genannt.

Verteidigungsminister Pistorius wird von dem Experten jedoch als positiver Wendepunkt in der Geschichte der Bundeswehr gesehen, obwohl er noch relativ neu im Amt ist und nach Einschätzung von Thiele noch viel lernen muss. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesanzler und dem Generalinspekteur der Bundeswehr bewertet Thiele als „exzellent“, das sei eine Seltenheit in der Geschichte der Bundeswehr.

Carlo Masala, Professor an der Universität der Bundeswehr, hebt gegenüber FOCUS hervor, dass es zwar Anstregungen um eine bessere Ausrüstung der Streitkräfte gebe, jedoch keine grundlegende Richtungsänderung in der Verteidigungspolitik zu erkennen sei. „Letzten Endes hat es aber keine Zeitenwende gegeben, weil das öffentliche Bewusstsein, dass wir es mit einem imperialen Russland zu tun haben, das in der Ukraine möglicherweise nicht das Ende seiner Ambitionen sieht, nicht existiert“, zitiert der FOCUS Masala. Dieses Bewusstsein sei jedoch essenziell für wirkliche Veränderungen.

Masala betont auch die Notwendigkeit einer Reform der Bundeswehrstrukturen, besonders in Bezug auf die Personalgewinnung. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte erst vor kurzem eine Wiedereinführung der Wehrpflicht ins Gespräch gebracht.

Advertisement