„Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude doppelte Freude“, sagt der Volksmund. Doch was ist mit geteilter Erziehungsverantwortung – in welche Kategorie fällt das? „Alles Fifty Fifty“ nimmt sich dieses schwierigen Themas an und erzählt es auf eine luftig-leichte Weise. Kann das deutsche Kino so etwas?
In der neuesten Komödie von Regisseur Alireza Golafshan, der bereits mit „Die Goldfische“ auf sich aufmerksam gemacht hat, stehen die Herausforderungen getrennt erziehender Eltern im Mittelpunkt. Die Hauptrollen übernehmen Laura Tonke und Moritz Bleibtreu, die als geschiedene Eltern versuchen, ihrem Sohn Milan (Valentin Thatenhorst) ein harmonisches Leben zu bieten. Der Film, der bereits im Januar den Bayerischen Filmpreis verliehen bekam, wurde insbesondere für seine starken Schauspielerleistungen gelobt.
„Alles Fifty Fifty“ erzählt die Geschichte von Marion (Tonke) und Andi (Bleibtreu), die nach ihrer Scheidung das perfekte Eltern-Wechselmodell für ihren Sohn Milan zu schaffen versuchen. Doch in einem gemeinsamen Urlaub bröckelt die sorgfältig errichtete Fassade, als sie erkennen, wie wenig sie tatsächlich über ihren Sohn wissen. Der Moment, in dem Milan bei einem Bootsausflug ins Wasser fällt und sich herausstellt, dass er nicht schwimmen kann, zerreißt die Illusion des perfekt organisierten Elternseins.
Tonke und Bleibtreu brillieren als geschiedenes Paar, das trotz aller Differenzen immer noch eine spürbare Chemie teilt. Ihre dynamische Darstellung sorgt für viele humorvolle, aber auch nachdenkliche Momente im Film. Golafshan kombiniert gekonnt Screwball-Elemente mit ernsthaften Themen, auch wenn einige Slapstick-Momente etwas überzogen wirken. Vielleicht eine Konzession an das breitere Publikum, dem man aber ruhig zutrauen könnte, auch 15 Minuten ohne Schenkelklopfer auszuhalten.
„Alles Fifty Fifty“ ist besonders sehenswert wegen der hervorragenden Schauspielerleistungen und der authentischen Darstellung der Herausforderungen, die mit der Erziehung in getrennten Haushalten verbunden sind. Die präzise geschriebenen und inszenierten Dialoge, präsentiert durch Tonke und Bleibtreu, sind die wahre Stärke dieses Films.
Insgesamt ist „Alles Fifty Fifty“ ein unterhaltsamer, aber auch nachdenklich stimmender Film, der zwei Dinge zeigt: Erstens, ja, das deutsche Kino kann diese Kombi sehr wohl. Und zweitens, „Eltern werden ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr.“ Der Volksmund wieder.
„ALLES FIFTY FIFTY“ startet am 29. August 2024 in den deutschen Kinos. Zum Trailer bei YouTube.