München (KNA)Zum Start des UN-Nachhaltigkeitsgipfels in New York fordert die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) mehr Tempo im Kampf gegen Hunger, Ungleichheit und ökologische Krisen. „Es braucht jetzt eine Aufholjagd“, sagte sie im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag). Wenn es so weitergehe wie bisher, seien die globalen Nachhaltigkeitsziele nicht zu erreichen. Allerdings hätten auch die Corona-Pandemie und der russische Angriff auf die Ukraine die Staatengemeinschaft zurückgeworfen.
Der UN-Gipfel am Montag und Dienstag markiert die Halbzeit der 2015 beschlossenen Nachhaltigkeitsziele. Bis 2030 sollen sie die Welt von Hunger und Armut befreien und allen Menschen Zugang zu Bildung, sauberem Wasser und verlässlicher Energie verschaffen. Doch die meisten der Ziele liegen derzeit außer Reichweite. „Die Halbzeitbilanz ist wirklich beunruhigend“, sagte Schulze. Hebel, um die Lage zu verbessern, sieht sie vor allem im Kampf für Geschlechtergerechtigkeit und gegen Ungleichheit.
Hilfswerke fordern mehr Anstrengungen
Vor dem UN-Gipfel haben auch kirchliche Hilfswerke deutlich mehr Anstrengungen gefordert, um die UN-Entwicklungsziele (SDGs – Sustainable Development Goals) noch erreichen zu können. Aktuell stehe die Welt vor einem Scherbenhaufen, beklagte das katholische Hilfswerk Misereor und forderte die Bundesregierung zu mehr Anstrengungen bei der Umsetzung der Entwicklungsziele auf.
Dabei sei es allerdings „kein ermutigendes Zeichen, wenn im Bundeshaushalt 2024 3,7 Mrd. Euro und damit 15 Prozent weniger als noch im Haushalt 2023 für Entwicklungszusammenarbeit vorgesehen sind“. Deutschland sende damit „zur Halbzeit der Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele ein falsches Signal an andere Geberländer“, kritisierte Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel.
Kritik an Finanzplänen
Auch das evangelische Entwicklungshilfswerk „Brot für die Welt“ forderte vor dem Gipfel eine „Trendwende für nachhaltige Entwicklung“. „Die Halbzeitbilanz der Nachhaltigen Entwicklungsziele ist mehr als ernüchternd“, so Präsidentin Dagmar Pruin. Deutschlands Art zu wirtschaften, wirke sich sogar negativ auf andere Länder aus und nehme diesen die Chance, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Auch „Brot für die Welt“ kritisierte die Kürzungspläne im Bundeshaushalt bei Humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Die Bundesregierung müsse diese Pläne unbedingt rasch korrigieren.