Putin-Freund, Bunga-Bunga und Populist: Das war Silvio Berlusconi

VonFlorian Stickel

13. Juni 2023
"File:Vladimir Putin and Silvio Berlusconi in Rome (2019-07-05) 02.jpg" by The Presidential Press and Information Office is licensed under CC BY 4.0."File:Vladimir Putin and Silvio Berlusconi in Rome (2019-07-05) 02.jpg" by The Presidential Press and Information Office is licensed under CC BY 4.0.

Er war der Cavaliere, Freund von Bush, Blair und Putin. Und natürlich Bunga-Bunga-Silvio. Doch nun ist Silvio Berlusconi im Alter von 86 Jahren in Segrate, Mailand, verstorben. Ein Rückblick auf eine bewegte, kontroverse Biographie, die nicht immer auf der sauberen Seite des Gesetzes blieb.

Berlusconi wurde am 29. September 1936 in Mailand geboren. Er war viermal Ministerpräsident Italiens und hatte auch übergangsweise Ämter wie Außen-, Wirtschafts- und Gesundheitsminister inne. Berlusconi war Mitglied der italienischen Abgeordnetenkammer von 1994 bis 2013 und gehörte dem Senat an, zunächst von März bis November 2013 und ab 2022 bis zu seinem Tod. Zudem war er Mitglied des Europäischen Parlaments von 2019 bis Oktober 2022.

Berlusconi war Eigentümer des Unternehmens Fininvest und galt mit einem Vermögen von rund 7 Milliarden US-Dollar als einer der reichsten Italiener, laut Forbes-Liste 2023. Er war zudem von 1986 bis 2004 und von 2006 bis 2008 Präsident des AC Mailand.

1993 gründete Berlusconi die Partei Forza Italia, die später mit der Alleanza Nazionale zur Partei Il Popolo della Libertà fusionierte. Er wurde am 29. März 2009 zum Vorsitzenden gewählt. Berlusconi trat letztmals am 12. November 2011 als Ministerpräsident Italiens zurück und wurde von Mario Monti abgelöst. Im November 2013 wurde die Partei in Forza Italia umbenannt.

Berlusconi war bekannt dafür, politische Kontakte durch freundschaftliche Beziehungen zu anderen Staatsmännern zu knüpfen. Zu seinen „Freunden“ zählten der ehemalige amerikanische Präsident George W. Bush, der frühere britische Premierminister Tony Blair, der russische Präsident Wladimir Putin und der langjährige libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi bis zu dessen Tod im Jahr 2011. Im Frühjahr 2010 ehrte Berlusconi Gaddafi mit einem Handkuss.

Während des russischen Überfalls auf die Ukraine ab dem 24. Februar 2022 schwieg Berlusconi sechs Wochen lang. Nach dem Massaker von Butscha äußerte er seine Enttäuschung und Trauer über das Verhalten von Wladimir Putin und betonte, dass Kriegsverbrechen begangen wurden, für die Russland nicht die Verantwortung leugnen könne. Er bezeichnete Putin als einen Mann mit gesundem Menschenverstand. Jedoch äußerte Berlusconi im Februar 2023 die Ansicht, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj für den Krieg verantwortlich sei. Die italienische Regierung unter Giorgia Meloni distanzierte sich von diesen Äußerungen und bekräftigte ihre Solidarität mit der angegriffenen Ukraine.

Berlusconi prägte den Berlusconismus, eine Form des Populismus in Italien. Er wurde in den Medien als „Il Cavaliere“ (Der Ritter) und „Il Caimano“ (Der Kaiman) bekannt. Berlusconi war für Affären und Bunga-Bunga-Partys in der Öffentlichkeit bekannt. Er hatte mehrere Verfahren wegen unterschiedlicher Vorwürfe vor italienischen Gerichten. Im August 2013 wurde er wegen Steuerbetrugs rechtskräftig verurteilt und erhielt ein sechsjähriges Verbot öffentlicher Ämter.

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