Berlin (KNA)Pestizidrückstände sind laut einem aktuellen Bericht in etwa einem Drittel aller konventionell produzierten Getreideprodukte in Europa enthalten. So hätten 37 Prozent der untersuchten Proben im Handel (837 von 2.234), darunter Brot, Haferflocken und Nudeln, Spuren von einem oder mehreren Pestiziden gehabt, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung der Verbraucherorganisation foodwatch. Die belasteten Proben wiesen demnach 1.215 Rückstände von 65 verschiedenen chemischen Pflanzenschutzmitteln auf.
Zwar überschritten davon lediglich 14 Proben die Rückstandshöchstmengen, von denen unmittelbare gesundheitliche Folgen ausgehen können. Allerdings sei auch die Einnahme mehrerer Chemikalien über einen längeren Zeitraum eine potenzielle Gefahr. Die Organisation spricht von einem „Cocktail-Effekt“, der Krebserkrankungen und Allergien begünstigen soll. Dabei seien die nachgewiesenen Rückstände in verarbeiteten Getreideprodukten wie Mehl, Brot und Haferflocken deutlich höher als in unverarbeiteten Produkten. Ausgenommen von der Untersuchung waren laut foodwatch Bioprodukte, die ohne Pestizide angebaut werden. Diese machten jedoch in Deutschland nur knapp 13 Prozent der Handelswaren aus.
45 Prozent Pestizideinsatz für Weizen und Gerste
Derzeit würden rund 50 Prozent der gesamten Anbaufläche in der EU jedes Jahr für Getreide wie Weizen und Gerste genutzt, hieß es. Dabei entfielen auf beide Getreidesorten in Deutschland alleine 45 Prozent des gesamten Pestizideinsatzes.
Foodwatch appellierte an die Handelsketten, auf eine Reduzierung von Pestiziden zu drängen. Trotz Programmen für Artenvielfalt im Regal habe bislang noch kein Unternehmen eine Biodiversitätsstrategie, die auch Getreideprodukte umfasse, kritisierte die Organisation. „Die Supermärkte sollten ihre Marktmacht nutzen und nur noch pestizidfreie Getreideprodukte verkaufen – das würde den Pestizideinsatz in Deutschland auf einen Schlag halbieren“, erklärte Annemarie Botzki von foodwatch. Mit dem nun vorgelegten Bericht startete die Organisation auch einen entsprechenden Appell an die Handelsketten.