Weinheim (KNA)Für das Gelingen einer Paarbeziehung sind aus Sicht des Psychologen Thomas Prünte sowohl Nähe als auch Distanz von zentraler Bedeutung. „Es ist – früher oder später – der Normalfall, dass Nähe und Distanz ausbalanciert werden müssen“, sagte er der Zeitschrift „Psychologie Heute“ (Dezember-Ausgabe). Alle Paare hätten mit diesem Thema zu tun, „heute verstärkt durch Faktoren wie agiles Arbeiten, Fernbeziehungen und die Erprobung offener Beziehungsformen“.
In der Nähe und Wärme von Beziehungen könnten Menschen „entspannen und auftanken. Jede liebevolle Zuwendung schützt und bereichert unsere Partnerschaft“, erklärte Prünte. Wer Abstand zum Partner oder der Partnerin habe, finde dagegen zu sich selbst, könne Erlebnisse verarbeiten – und in der Distanz entstehe mitunter auch erotische Spannung. Wichtig sei, Signale ernstzunehmen, wenn etwas ins Ungleichgewicht geraten sei: Diese reichten von „schlechter Laune und Gereiztheit bis hin zu unerklärlichem Ärger oder panischer Angst“.
„Wohlwollende Haltung“
Um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, brauche es „aufrichtiges Interesse und eine wohlwollende Haltung der Beziehung und der Partnerin gegenüber“, betonte der Experte. Zu einer gelingenden Beziehung trage es dagegen nicht bei, „wenn beide nur etwas haben und nichts geben wollen. Was eine Partnerschaft nicht verträgt, sind Egozentrik, Entwertungen und Gleichgültigkeit.“
Menschen, die emotional unerreichbar erschienen, hätten häufig Erfahrungen gemacht, „in denen Nähe nicht als sicher und Halt gebend erlebt wurde“, fügte Prünte hinzu. In solchen Fällen könne es helfen, die Vorgeschichte zu berücksichtigen: „Übrigens in beide Richtungen! Denn wie kommt es, dass man sich genau so jemanden ausgesucht hat?“ – Prüntes Ratgeber „Brücken bauen. Das Geheimnis von Nähe und Distanz in der Partnerschaft“ ist bei Junfermann erschienen.