Christliche US-Zionisten sind schwierige Freunde für Israel

VonC. Peters

7. November 2023

Washington (KNA)John Hagee erhielt bei der Eröffnung der neuen US-Botschaft in Jerusalem im Mai 2018 eine besondere Ehre. Vor dem Wappen der Vereinigten Staaten durfte der Pastor einer 22.000 Mitglieder großen Megakirche in San Antonio im Bundesstaat Texas dem lieben Gott für Donald Trump danken – „der die vor 3.000 Jahren etablierte Wahrheit anerkennt, dass Jerusalem die ewige Hauptstadt der jüdischen Menschen ist und bleibt“. Dies sei der Ort, „an dem der Messias kommt und ein Reich gründet, das niemals enden wird“.

Für den 83-jährigen Gründer der Organisation „Christians United For Israel“ (CUFI) ging damit ein Fiebertraum in Erfüllung. Sein „christlicher Zionismus“ war von einer Randerscheinung im evangelikalen Spektrum ins Zentrum der Macht gerückt. Hagee und seine nach eigenen Angaben zehn Millionen Gefolgsleute glauben, dass die Rückkehr der Juden ins Heilige Land und die Gründung des Staates Israel 1948 Teil der Erfüllung der biblischen Endzeit-Prophetie sei.

„Das ist gewiss nicht Pro-Israel“

Die kämpferische Pro-Israel-Rhetorik verschleiert den tieferen Kern der Botschaft der „christlichen Zionisten“. „Sie sehen Juden als notwendige Kulisse für ihre messianische Vision“, bringt Rabbinerin Jill Jacobs von der jüdischen Bürgerrechtsgruppe „T’ruah“ die Kritik an Hagees Bewegung auf den Punkt. „Das ist gewiss nicht Pro-Israel.“

Einige halten den Pastor sogar für das Gegenteil. 2008 sah sich der damalige republikanische Präsidentschaftskandidat John McCain nach dem Auftauchen einer als antisemitisch empfundenen Predigt Hagees genötigt, sich von ihm als „verrückt“ zu distanzieren. Der Pastor hatte unter anderem Adolf Hitler als „von Gott gesandten Jäger“ bezeichnet, der das jüdische Volk dazu gebracht habe, ins Land Israel zurückzukommen.

Warnung vor göttlicher Vorsehung

Hagee hat seine Endzeitverkündigung seither nicht wesentlich geändert. „Die Uhr begann zu ticken“, predigt der christliche Zionist, der den Terror der radikalislamischen Hamas und Israels Reaktion darauf in Gaza als Teil der Prophetie versteht. Die Führer der Terrororganisation warnte er vor der göttlichen Vorsehung: „Was ihr Israel angetan habt, wird Gott euch antun!“

Der Religionshistoriker Daniel Hummel, dessen Buch „Covenant Brothers: Evangelicals, Jews, and US-Israeli Relations“ (Bundesbrüder – Evangelikale, Juden und die Beziehungen zwischen den USA und Israel) von 2019 vor dem Hintergrund der Gaza-Krise neue Beachtung gefunden hat, sieht im christlichen Zionismus heute eine der beiden Hauptströmungen, die die Israel-Nähe der Evangelikalen erklären.

Veränderung in der republikanischen Politik

Von den Kanzeln werde dieser Tage „die prophetische Bedeutung dieses Krieges“ gepredigt, beobachtet Hummel in der britischen Zeitung „Guardian“. Dass jemand, der 2008 noch auf Armlänge ferngehalten worden sei, heute Gastgeber einer „CUFI“-Konferenz zum Schaulaufen mehrerer Präsidentschaftskandidaten war, zeigt, so Hummel, „wie dramatisch sich die republikanische Politik seitdem verändert hat“.

Eine andere evangelikale Strömung charakterisiert Hummel als „Segnungs-Theologie“. Sie nehme die Verheißung der Bibel wörtlich, dass die Juden Gottes auserwähltes Volk seien. Oder, wie Gott dem Abraham laut dem Buch Genesis verspricht: „Gesegnet sind die, die Dich segnen“ und „Verdammt sind die, die Dich verdammen“. Reisen ins Heilige Land, Hilfe für Israel bis hin zu unbedingter Solidarität entspringen diesem Glauben.

Ewige Verdammnis oder Bekenntnis zu Christus

Das US-Repräsentantenhaus hat mit Mike Johnson neuerdings einen Sprecher, der dem evangelikal motivierten Israel-Lager von mehr als 100 Abgeordneten angehört. Darunter sind Vertreter dieser beiden Hauptströmungen.

Was die christlichen Zionisten freilich gern unter den Tisch fallen lassen, ist die Erwartung, dass bei der erwarteten Wiederkunft des Messias die Juden vor der Wahl stehen: ewige Verdammnis oder Bekenntnis zu Christus. Im evangelikalen Bibelfernsehen TBN sprach John Hagee im Dezember 2022 so über den Anti-Christen, seine siebenjährige Herrschaft und die endzeitliche Entscheidungsschlacht von Armageddon: „Dann wird Jesus Christus seinen Thron in Jerusalem errichten. Er wird ein Königreich schaffen, das niemals aufhört.“

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