Brics-Staaten wollen Dominanz des Westens schwächen

VonJudith Eichhorn

23. August 2023

Johannesburg (dpa) – Beim Brics-Gipfeltreffen fünf wichtiger Schwellenländer in Südafrika wird heute die Erweiterung der Gruppe im Mittelpunkt stehen. Die aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika bestehende Gruppe will die geopolitische und wirtschaftliche Dominanz des Westens schwächen.

Chinas Präsident Xi Jinping, Brasiliens Luiz Inácio Lula da Silva, Südafrikas Cyril Ramaphosa und Indiens Premierminister Narendra Modi sind für das Treffen in der Wirtschaftsmetropole Johannesburg angereist. Lediglich Russlands Präsident Wladimir Putin, dem in Südafrika wegen eines Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs die Festnahme droht, nimmt an dem dreitägigen Treffen, das am morgigen Donnerstag endet, per Video teil.

In seiner per Video übertragenen Rede lud Putin die Vertreter der anderen Mitgliedstaaten Brasilien, Indien, China und Südafrika für Oktober 2024 in die russische Stadt Kasan ein. Das konkrete Datum solle über diplomatische Kanäle abgesprochen werden.

Unter dem russischen Brics-Vorsitz werde es im kommenden Jahr insgesamt mehr als 200 politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veranstaltungen geben, kündigte Putin an.

Brasiliens Präsident mahnt Ende des Ukraine-Kriegs an

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sprach sich erneut für ein schnelles Ende des Kriegs in der Ukraine aus. Der Konflikt habe globale Auswirkungen, die nicht ignoriert werden könnten, sagte Lula am Mittwoch. Die Brics-Gruppe sei ein wichtiges Forum, um Fragen der Weltsicherheit und des Friedens zu diskutieren, so Lula.

«Wir sehen es als positiv, dass eine wachsende Zahl von Ländern, darunter auch Brics-Länder, in direktem Kontakt mit Moskau und Kiew stehen», sagte Lula am zweiten Tag des Gipfels in Johannesburg. «Wir unterschätzen nicht die Schwierigkeiten, Frieden zu erreichen, aber wir können auch nicht gleichgültig gegenüber dem Tod und der Zerstörung sein, die jeden Tag geschehen», fügte Lula hinzu.

Auch Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa plädierte dafür, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine durch Verhandlungen zu lösen. «Die Brics-Länder werden die Bemühungen unterstützen, diesen Konflikt durch Dialog, Vermittlung und Verhandlungen zu beenden», sagte der 70-Jährige. Ramaphosa leitet eine afrikanische Friedensinitiative für ein Ende des Kriegs. Jüngste Vermittlungsbemühungen der Initiative in Moskau und Kiew blieben allerdings ohne erkennbaren Erfolg.

Xi will schnelle Erweiterung

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sprach sich für eine rasche Erweiterung der Brics-Gruppe wichtiger Schwellenländer. Der Prozess zur Aufnahme weiterer Staaten in die «Brics-Familie» solle beschleunigt werden, sagte der chinesische Staats- und Parteichef. Die Brics-Gemeinschaft werde weiter wachsen und zu Frieden und Entwicklung in der Welt beitragen. Internationale Standards sollten von allen Ländern auf der Grundlage der Ziele und Prinzipien der UN-Charta geschrieben und aufrechterhalten werden, «anstatt von denen mit den stärksten Muskeln und der lautesten Stimme diktiert zu werden», so Xi Jinping weiter.

China will «Brics plus» als Bühne gegen die USA nutzen und sich eher selbst ins Zentrum der Weltordnung rücken. Südafrika beschreibt als Ziel des Gipfels eine «veränderte globale Ordnung». Westliche Industriemächte würden die Belange des Globalen Südens zunehmend vernachlässigen, sagte Pandor im Vorfeld.

Brasiliens Präsident Lula betonte, Brics richte sich nicht gegen irgendjemanden, es gehe vielmehr um eine bessere Organisation des Globalen Südens. «Wir wollen uns als der Globale Süden organisieren. Wir sind wichtig in der globalen Debatte und sitzen gleichberechtigt mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten am Verhandlungstisch.» Die Brics-Staaten gehören zur Gruppe der 20 großen und aufstrebenden Industrienationen (G20).

Quellen: Mit Material der dpa.

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