Berlin (KNA)Die Zuwanderung von Geflüchteten besonders aus der Ukraine hat den deutschen Arbeitsmarkt nach Ansicht des Malteser Hilfsdienstes belebt. Gleichzeitig habe der Eintritt in den Arbeitsmarkt die Integration der Geflüchteten gefördert, erklärte die katholische Hilfsorganisation am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des Malteser Migrationsberichts. Unter dem Titel „Fakten statt Stimmungslage“ verzeichnet die Hilfsorganisation darin auch, dass insgesamt durch den Zuzug von Geflüchteten „die Kommunen an die Grenzen ihrer Aufnahme- und Integrationsmöglichkeiten stoßen“.
Man wolle mit dem Bericht in einer emotionsgeladenen Debatte durch eine wissenschaftliche Aufarbeitung eine sachbezogene Diskussion ermöglichen, unterstrich der Geschäftsführer der Malteser Werke, Sebastian Schilgen. Das Walter-Eucken-Institut in Freiburg untersuchte für den inzwischen zum vierten Mal erscheinenden Bericht seit 2017 die Situation von Geflüchteten und Schutzsuchenden in den Bereichen Entwicklung der Zuwanderung, ihre Arbeitsmarktintegration, die Kriminalität sowie die gesellschaftliche Teilhabe.
Jedes fünfte Unternehmen
Der aktuelle Bericht beschreibt, dass im vergangenen Jahr etwa jedes fünfte Unternehmen in Deutschland von Menschen mit Migrationshintergrund gegründet worden sei. 407.000 Menschen ausländischer Herkunft hätten in diesem Zeitraum in Deutschland Arbeit gefunden. Insgesamt gab es den Angaben zufolge 2022 durch Zuwanderung ein Plus in der Bevölkerung von etwa 1,7 Millionen Menschen, darunter mehr als eine Million Geflüchtete aus der Ukraine in der Folge des russischen Angriffskrieges.
Im Bereich der Kriminalität zeige sich durch den allgemeinen Anstieg der Zuwanderung, dass nach einem Rückgang in den Jahren 2016 bis 2021 die Zahl der tatverdächtigen Schutzsuchenden im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um etwa 16 Prozent gestiegen sei. Auch die Anzahl der Fälle politisch motivierter Hasskriminalität gegen Schutzsuchende sei um etwa drei Prozent gestiegen.
Hilfsbereitschaft und Bildungsniveau
Die große Hilfsbereitschaft in Deutschland, das vergleichsweise hohe Bildungsniveau insbesondere der Ukrainer und die Kontakte zur deutschen Bevölkerung seien maßgebliche Erfolgsfaktoren der Integration, erklärte der Leiter des Walter-Eucken-Instituts, Lars Feld.
Für Schilgen ist eine frühzeitige Qualifikation der Schutzsuchenden für den Arbeitsmarkt entscheidend: „Umso schneller und einfacher gelingt die soziale und wirtschaftliche Integration in Deutschland“, so Schilgen.
Der Vorsitzende des Geschäftsführenden Vorstands des Malteser Hilfsdienstes, Elmar Pankau, warnte vor dem Aufbau großer Zentren für Geflüchtete an den europäischen Außengrenzen. Man teile die Sorge von Flüchtlingsorganisationen und Kirchen sowie Stimmen aus der Politik, dass dadurch rechtsstaatliche Prinzipien unterwandert und unzumutbare Lebensbedingungen geschaffen werden könnten. Das gelte umso mehr für Kinder und andere verletzliche Personen. „Der Wunsch nach einer gesamteuropäischen Lösung darf uns nicht die Werte vergessen lassen, für welche die Europäische Union steht“, unterstrich Pankau.