Basketballer sensationell im WM-Halbfinale

VonJudith Eichhorn

6. September 2023

Manila (dpa) – Nach dem ersten Halbfinaleinzug bei einer WM seit 21 Jahren klatschten sich die deutschen Basketballer erleichtert ab, der dieses Mal glücklose Dennis Schröder schüttelte ungläubig den Kopf.

Mit viel Mühe und einer Portion Glück setzte sich das deutsche Team im Viertelfinale in Manila gegen Außenseiter Lettland mit 81:79 (36:34) durch und ist dem erklärten Ziel Medaille nun ganz nah. Im Kampf um den Finaleinzug geht es am Freitag (14.40 Uhr/Magentasport) gegen Topfavorit USA.

Nur ein Sieg aus zwei Spielen fehlt nach dem umkämpften Viertelfinale jetzt noch zur zweiten Medaille der deutschen WM-Geschichte. In der riesigen Mall of Asia Arena konnte sich Deutschland sogar eine schlechte Leistung von Kapitän Dennis Schröder (9 Punkte) leisten, um den sechsten Sieg im sechsten WM-Spiel einzufahren. Der Point Guard der Toronto Raptors traf nur vier von 26 Versuchen aus dem Feld.

Schröder hadert mit seiner Leistung

«Das war wahrscheinlich das schlechteste Spiel, das ich je gespielt habe», sagte Schröder nach dem Spiel. «Dennis hatte ein schweres Spiel. Dass wir trotzdem das Spiel gewinnen, zeichnet diese Mannschaft aus», sagte Andreas Obst nach der Zitterpartie. «Es ist ein geiles Gefühl, jetzt im Halbfinale zu sein.» Bundestrainer Gordon Herbert nahm Schröder in Schutz. «Dennis ist menschlich, er hatte ein schweres Spiel. Unsere zweite Einheit hat uns heute getragen und das Spiel gedreht.»

Als einziges ungeschlagenes Team dieser WM werden Schröder und Co. am Freitag (14.40 Uhr/Magentasport) den Olympiasieger von Starcoach Steve Kerr fordern und um den ersten WM-Finaleinzug kämpfen. «Wir haben in der Vorbereitung einmal gegen sie gespielt und haben es 35 Minuten gut gemacht. Wir werden besser spielen müssen als heute», sagte Herbert mit Blick auf das Duell gegen die USA. Im Vorfeld der WM gab es in Abu Dhabi nach langer Führung eine knappe Niederlage.

Gegen die Letten, die zuvor Weltmeister Spanien und Vize-Europameister Frankreich ausgeschaltet hatten, hatte das Herbert-Team vor 7584 Zuschauern sehr viel Mühe. «Wir haben aber als Team gut zusammengespielt, das hat am Ende den Unterschied gemacht», sagte Franz Wagner.

Beim Comeback des Jungstars war es diesmal nicht Schröder, der das deutsche Team trug. Neben Rückkehrer Wagner (16 Punkte) überzeugten stattdessen auch dessen Bruder Moritz (12) und Dreierspezialist Obst (13). Der Sieg könnte im Lauf des Tages noch mehr wert werden als die reine Halbfinal-Qualifikation. Verliert Slowenien mit Superstar Luka Doncic am Nachmittag (14.30 Uhr) gegen Kanada, ist Deutschland vorzeitig für Olympia 2024 in Paris qualifiziert.

Franz Wagner wieder fit

Die erste positive Nachricht gab es bereits vor dem Spielbeginn: Der seit eineinhalb Wochen verletzte Wagner meldete sich nach einer zähen Knöchelverletzung fit für das sportliche Comeback. «Franz ist bereit. Ich sehe keine Beschränkung in den Minuten. Wir wollen ihn so früh wie möglich ins Spiel bringen und dann schauen wir von da an», kündigte Herbert an.

Der 64-Jährige beließ Isaac Bonga in der Startformation und brachte Wagner nach rund fünf Minuten von der Bank. So mobil wie vor dem Zwischenfall im Auftaktspiel gegen Japan schien er aber noch nicht zu sein. Zwischenzeitlich lag der Favorit mit 3:13 hinten.

Auch Schröder wirkte seltsam gehemmt. Der 29 Jahre alte Spielmacher, der bei den starken bisherigen WM-Auftritten überragt hatte, leistete sich mehrere leichte Fehler und vergab einfache Korbleger. Seine ersten zwölf Würfe vergab Schröder allesamt, in die Pause ging es für ihn mit null Punkten. Lettland als Überraschungsteam wurde auch ohne den fehlenden Star Kristaps Porzingis zur erwartet zähen Prüfung.

Vor allem der an diesem Nachmittag herausragende NBA-Profi Davis Bertans stellte Deutschland mit seinen Distanzwürfen immer wieder vor große Probleme. Schröder und Co. machten einen nervösen Eindruck und spielten deutlich schwächer als in den fünf vorangegangenen Partien der Vor- und Zwischenrunde. Doch am Ende reichte es mit viel Kampf und einer Energieleistung zum sechsten Sieg. Der Traum von der WM-Medaille lebt weiter.

Mit Material der dpa.

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