Geiselnehmer bei Zugstürmung erschossen

VonC. Peters

9. Februar 2024

Yverdon (dpa) – 13 Menschen sind in der Schweiz in einem Zug stundenlang von einem Geiselnehmer mit Messer, Axt und Hammer bedroht worden. Die Polizei konnte alle unverletzt befreien. Der Geiselnehmer wurde erschossen, wie die Polizei im Kanton Waadt in der Westschweiz berichtete. Sie hatte die Zahl der Geiseln zunächst mit 15 angegeben. Der 32-Jährige stammte nach Polizeiangaben aus dem Iran. Sein Motiv habe mit seiner Situation als Asylbewerber zu tun gehabt. 

Die Behörden gingen nicht von einer terroristischen Tat aus, sagte Polizeisprecher Jean-Christophe Sauterel der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Es gibt keine Elemente, die uns auf einen terroristischen Akt hinweisen. Weder terroristisch noch dschihadistisch.»

Der Mann hatte die 12 Passagiere und den Fahrer des Triebfahrzeugs fast vier Stunden in seiner Gewalt. Er habe einige von ihnen gefesselt. Spezialkräfte der Polizei nutzten einen Moment, als der 32-Jährige sich von den Geiseln entfernte, um einzugreifen. Sie warfen Sprengkörper zur Ablenkung und stürmten den Zug. Als der Mann auf einen Beamten losstürmte, habe dieser in Notwehr geschossen. Der Mann sei noch am Tatort gestorben. 

Auf der Plattform X tauchte ein Video auf, das den Geiselnehmer im Zug zeigen soll. Ein Mann spricht dort wirr und in gebrochenem Englisch und sagt, er wolle nach «Britannien». Die Zeitung «Blick» sprach nach eigenen Angaben mit einem der Passagiere. «Als ich den Mann sah und herumschreien hörte, dachte ich zunächst, er sei ein Betrunkener oder einer, der unter Drogen steht», berichtete der 20-Jährige. «Plötzlich merkte ich, dass er eine Waffe hatte. Es war eine kleine Axt.» 

Polizei kommunizierte über Dolmetscher

Der Vorfall passierte am Donnerstagabend im Feierabendverkehr in einem Regionalzug, der zwischen Yverdon-les-Bains und Baulmes verkehrt. Er kam an der Haltestelle Essert-sous-Champvent rund 80 Kilometer südwestlich von Bern zum Stehen.

Fahrgäste alarmierten die Polizei gegen 18.35 Uhr aus dem Zug heraus. Spezialeinheiten mit rund 60 Einsatzkräften umstellen die Waggons, Scharfschützen bezogen Position. Zunächst versuchte die Polizei nach eigenen Angaben, mit dem Mann zu reden, teils über WhatsApp auf Telefonen der Passagiere. Dafür sei eigens ein Dolmetscher aufgeboten worden, der Farsi sprach. Welche Forderungen der Mann konkret stellte, teilte die Polizei nicht mit.

Quellen: Mit Material der dpa.

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