Prozess gegen Schüler: Die Rolle der Jugendlichen beim Mord an Lehrer

VonNora Maliqi

9. Dezember 2023

Der brutale Mord an Lehrer Samuel Paty vor drei Jahren, der eine tiefe Wunde in Frankreich hinterließ, fand im ersten Prozess gegen sechs Schüler vor einem Pariser Jugendgericht seine juristische Aufarbeitung. Die islamistisch motivierte Bluttat, bei der der Geschichtslehrer enthauptet wurde, löste international Entsetzen aus.

Von den sechs angeklagten Schülern erhielten fünf Bewährungsstrafen, während ein Schüler zu sechs Monaten Haft verurteilt wurde. Die Jugendlichen im Alter von 14 und 15 Jahren sollen dem Attentäter geholfen haben, den Lehrer zu identifizieren.

Berichten zufolge wurden die fünf angeklagten Schüler zufällig zu Gehilfen des Attentäters. Dieser tauchte an der Schule auf und bot einem Schüler 300 Euro dafür, ihm den Lehrer zu zeigen. Die Jugendlichen waren offenbar unwissend bezüglich eines Mordkomplotts. Der Schüler, der dem Angreifer den Weg wies, erhielt eine Haftstrafe von sechs Monaten mit elektronischer Fußfessel.

Hintergrund: Propheten-Karikaturen als Auslöser

Dem dramatischen Vorlauf ging eine Hetzkampagne im Internet voraus, bei der gegen Paty agitiert wurde. Der Lehrer hatte im Unterricht Karikaturen des Propheten Mohammed im Kontext der Meinungsfreiheit gezeigt. Eine 13-jährige Schülerin, die durch falsche Anschuldigungen den Auslöser für die Tat gab, erhielt 18 Monate Haft auf Bewährung. Sie präsentierte die umstrittenen Karikaturen zu Hause, obwohl sie an diesem Tag nicht in der Schule war.

Der Prozess fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Weitere Einblicke in die Hintergründe der Tat werden erst Ende 2024 erwartet, wenn der Prozess gegen acht erwachsene Angeklagte beginnt, die den Attentäter in der Vorbereitung unterstützt haben sollen.

Aktuelle Entwicklungen und Sorgen um Lehrerschutz

Die Verurteilung der Schüler erfolgte vor dem Hintergrund einer erneuten tödlichen Attacke auf einen Lehrer im Oktober. Ein 20-jähriger Islamist erstach in Arras einen Lehrer, der zuvor als Gefährder identifiziert worden war. Kritik wurde laut, dass Frankreich trotz zweier Lehrer-Attentate innerhalb von drei Jahren seine Lehrer nicht ausreichend schützen könne.

Quelle: Mit Material der dpa.

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