Anwalt von Gil Ofarim kritisiert Medien

VonC. Peters

7. November 2023

Leipzig (KNA)Am Landgericht Leipzig hat am Dienstagvormittag unter hohem Medieninteresse die Verhandlung gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim begonnen, der vor zwei Jahren einem Hotelmitarbeiter Antisemitismus vorgeworfen hatte. Zum Prozessauftakt verlas die Staatsanwaltschaft die Anklageschriften. Ofarim werden unter anderem falsche Verdächtigung und Verleumdung zur Last gelegt.

Ofarims Anwalt wies das in einem Eingangsstatement zurück und erhob schwere Vorwürfe gegen das Hotel und die Medien, die seines Erachtens mit Lügen die öffentliche Meinung bestimmten und seinen Mandanten diskreditierten. Der Anwalt zog Vergleiche mit metoo-Fällen und äußerte Zweifel, ob in dem Prozess die Wahrheit tatsächlich ans Licht kommen werde. „Der Fall war von Anfang an geprägt vom Kampf um die Wahrheit, um die Deutungshoheit über die Wahrheit.“ Ofarim selbst verzichtete zunächst auf eine Aussage.

Antisemitismus-Vorwürfe gegen Hotelmitarbeiter

Anfang Oktober 2021 hatte Ofarim Antisemitismus-Vorwürfe gegen einen Leipziger Hotelmitarbeiter erhoben und sie als Handy-Video in den Sozialen Medien verbreitet. Er sei aufgefordert worden, seine Davidstern-Kette vor dem Einchecken abzulegen. Gleiches soll Ofarim auch gegenüber der Polizei ausgesagt haben. Der Fall hatte bundesweit Aufmerksamkeit erregt und zunächst zu zahlreichen Solidaritätsbekundungen mit Ofarim geführt. Anfängliche Ermittlungen gegen den Hotelangestellten wurden eingestellt; er tritt nun als Nebenkläger auf.

Laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft trug Ofarim beim Warten auf den Checkin im Hotel ein Jeanshemd über dem Davidstern, so dass dieser gar nicht zu sehen gewesen sei. Auch beim Prozessauftakt trug Ofarim eine silberne Kette mit Davidstern. Laut seinem Anwalt trägt der prominente Musiker sie immer, dies sei allgemein bekannt. Deswegen sei es für den Prozess auch nicht entscheidend, ob er die Kette im Hotel offen sichtbar getragen habe.

Vor dem Hintergrund des Nahost-Kriegs hatte das Gericht verstärkte Sicherheitsvorkehrungen angeordnet. Angesetzt sind zehn Verhandlungstage bis zum 7. Dezember.

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