Missbrauchsgefahr im Netz ansprechen

VonC. Peters

6. Oktober 2023

Hamburg (KNA)Damit Kinder und Jugendliche nicht Opfer von sexueller Gewalt über das Internet werden, sollten Eltern nach Worten einer Expertin frühzeitig mit ihrem Nachwuchs über die Gefahr sprechen. „So wie man davor warnt, nicht zu Fremden ins Auto zu steigen, sollte man sich auch nicht im Internet auf Fremde einlassen“, sagte Alena Mess, Fachfrau für sexualisierte Gewalt, im „Spiegel“-Interview (Samstag).

„Fremde können sich als Gleichaltrige ausgeben, obwohl sie älter sind. Sie können sich als Frau ausgeben, obwohl sie ein Mann sind.“ Wenn Eltern Kindern erklärten, dass sie über verschickte Bilder oder Videos, die sie zum Beispiel nackt zeigten, keine Kontrolle mehr hätten und unter Druck gesetzt werden könnten, leuchte das vielen ein, erklärte Mess.

Bei Mediennutzung unterstützen

Sie sprach sich gegen Verbote aus und empfahl, Mädchen und Jungen in frühen Stadien der Nutzung von Sozialen Medien zu unterstützen. „Wenn Eltern bei einem 15-jährigen Teenager Chats kontrollieren, dann ist das eine Verletzung der Privatsphäre. Hat man aber ein komisches Gefühl, sollte man schon gezielt nachfragen“, riet Mess.

„Wenn ich bei einem elfjährigen Mädchen Nachrichten mitlese, die es bei seinen ersten Gehversuchen auf Social-Media-Plattformen austauscht, dann ist das elterliche Fürsorge“, erklärte die Expertin. Wichtig sei, dass Eltern, Großeltern oder Lehrkräfte ein offenes Ohr für mögliche Probleme von Kindern und Jugendlichen hätten. Auch gebe es Fachstellen.

Macht und Pädophilie

Täter, die junge Menschen im Internet erst umgarnten, später von ihnen Nacktfotos haben wollten und sie am Ende damit erpressten und Sex forderten, handelten oft aus einer Mischung aus Macht und Pädophilie, so Mess.

„Häufig besitzen sie eine homo- oder heterosexuelle Orientierung zu Erwachsenen, haben aber auch eine pädophile Neigung. Sie haben also Interesse an Erwachsenen und an Kindern“, erklärte die Expertin. „Einer weiteren Tätergruppe geht es um Machtausübung: Es erregt sie, wenn sie Minderjährige dominieren können.“

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