Singles im Schnitt unzufriedener als Paare

VonC. Peters

5. Oktober 2023

Wiesbaden (KNA)Erstmals hat ein staatliches Forschungsinstitut in einer repräsentativen Untersuchung ermittelt, wie zufrieden Menschen in Deutschland mit ihrem Leben sind. Das Ergebnis: Singles sind im Durchschnitt unzufriedener als Menschen, die mit einem Partner zusammenleben. Paare seien „tendenziell zufriedener mit ihrer Lebenssituation“, sagte die Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), Katharina Spieß, am Donnerstag in Wiesbaden bei der Vorstellung des „BiB.Monitors Wohlbefinden“.

Es sei „besonders auffällig, dass sich unter Alleinerziehenden ein hoher Anteil wenig Zufriedener findet“, so Spieß. Während rund ein Drittel der Befragten, die mit einem Partner und Kindern zusammenleben, wenig zufrieden sei, sei dieser Anteil in Ein-Eltern-Haushalten mit 57 Prozent fast doppelt so hoch. Der Anteil von Singles mit Kindern habe in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Deshalb sei die Politik gefordert. Es gebe „großen Unterstützungsbedarf, um ihr Wohlbefinden zu steigern, da dieses auch die Kinder beeinflussen kann“.

Die ausgewerteten Daten wurden zwar im Pandemiejahr 2021 erhoben. Das habe das Ergebnis aber nicht wesentlich beeinflusst, betonten die Forscher. Die Tendenzen seien auch in den Jahren vor der Pandemie in vergleichbarer Weise zu finden. Die Forscher des BiB nutzten zur Analyse vor allem Daten des familiendemografischen Panels FreDA mit mehreren zehntausend Befragten.

Der Studie zufolge wird das Wohlbefinden der Befragten direkt und indirekt von den Eltern mitgeprägt. So wirke sich der Bildungsabschluss der Eltern nicht nur auf die Chancen von Kindern im Bildungssystem aus, sondern auch auf deren Wohlbefinden. „Erwachsene Kinder von Eltern ohne Hochschulabschluss geben häufiger an, weniger zufrieden zu sein“, hieß es. Zudem sei unter Personen mit Hochschulbildung nur „ein geringer Anteil wenig Zufriedener“.

Balance aus Nähe und Distanz

Auch die Distanz zum Elternhaus spiele eine Rolle für das Wohlbefinden erwachsener Kinder. „Die größte Zufriedenheit berichten diejenigen, die bis zu einer Stunde Fahrzeit mit dem Auto entfernt von den Eltern wohnen.“ Eine „gute Balance aus Nähe und Distanz“ Erwachsener zu ihren Eltern führe zu einem höheren Anteil Zufriedener.

Mit Blick auf den „Stressfaktor“ Pendeln im Berufsalltag hieß es, Personen mit langen täglichen Arbeitswegen berichteten von einer geringeren Lebenszufriedenheit. Berufliche Umzüge hingegen stünden mit einem Anstieg der Lebenszufriedenheit in Zusammenhang – ebenso wie das Homeoffice als Ersatz für das tägliche Pendeln.

Zugewanderte zufriedener

Der Studie zufolge sind Zugewanderte zudem tendenziell zufriedener als ihre hier geborenen Kinder: So geben Personen aus der „ersten Generation“ im Durchschnitt einen höheren Lebenszufriedenheit-Wert an als die „zweite Generation“. Das sei bemerkenswert, weil Zuwandererkinder im Hinblick auf Bildungsabschlüsse und Einkommen tendenziell erfolgreicher seien als ihre Eltern. „Vermutlich vergleichen Zugewanderte der ersten Generation ihr Leben eher mit der Situation im Herkunftsland, während die zweite Generation ihr Leben häufiger im Vergleich zu Personen ohne Migrationshintergrund bewertet“, so Spieß.

Advertisement