Lauterbach plant Apothekenfilialen ohne Apotheker

VonC. Peters

27. September 2023

Frankfurt (KNA)Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will nach Zeitungsinformationen den Betrieb von Apotheken auf dem Land erleichtern. So sollen dort künftig Apothekenfilialen zugelassen werden, auch ohne dass dort ein approbierter Apotheker anwesend sein muss, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwoch) mit Verweis auf den Minister. Entsprechende Gesetzesänderungen sollen demnach bis zum Jahresende in den Bundestag eingebracht werden.

In Form von „Telepharmazie“ könnten Pharmazeutisch-Technische Assistenten in den Filialen den Apotheker vertreten und Beratungen allein anbieten, „wenn sie digital an die Hauptapotheke angebunden sind“, sagte der Minister der Zeitung. Die Zweigstellen müssten auch keine Labore vorhalten und weder an Not- noch an Nachtdiensten teilnehmen. Um Lieferengpässe von Kindermedikamenten aufzulösen, dürften die Apotheken zudem künftig ohne Arztrücksprachen andere Darreichungsformen ausgeben oder eigene Rezepturen erstellen. Lauterbach äußerte sich vor Beginn des Deutschen Apothekertags am Mittwoch in Düsseldorf.

„Kampfansage gegenüber der Apothekerschaft“

Die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), Gabriele Overwiening, kritisierte Lauterbachs Pläne als „eine Kampfansage gegenüber der gesamten Apothekerschaft“. Die Neuordnung werde „den Apotheken komplett den Boden unter den Füßen wegziehen“, sagte Overwiening der Zeitung. Der Gesundheitsminister verfolge das Gegenteil einer Stärkung der Vor-Ort-Apotheken. „Die Beratung durch approbierte Apothekerinnen und Apotheker wird zusammengestrichen“, so Overwiening. „Und für Notdienste müssten die Patientinnen und Patienten sehr lange Strecken fahren, bis sie versorgt werden können.“

Die ABDA hat ihre Mitglieder für Mittwoch erneut zum Streik aufgerufen. Zwischen 13 und 16 Uhr sollen die Geschäfte bundesweit geschlossen bleiben. In dieser Zeit hält Lauterbach seine Rede vor dem Apothekertag. Die Apothekerverbände fordern unter anderem eine Erhöhung der Apothekenvergütung um 2,7 Milliarden Euro pro Jahr. Während des Streiks solle die Akutversorgung durch Notdienstapotheken gewährleistet werden.

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