Wichtige Zahlen und Fakten zu Pflege in Deutschland

VonC. Peters

26. September 2023

Berlin (KNA)Am Donnerstag und Freitag trifft sich die Pflegebranche in Berlin zum Deutschen Pflegetag. Aus Sicht der Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, sind die Pflegekräfte in den vergangenen zehn Jahren politisch deutlich selbstbewusster geworden. Die wichtige Zahlen und Fakten zu Pflege in Deutschland:

Wie entwickelt sich die Zahl der Pflegebedürftigen?

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt: Erhielten 2003 etwas mehr als 2 Millionen Menschen Leistungen der Pflegeversicherung, sind es derzeit rund fünf Millionen. Hintergrund sind die Alterung der Gesellschaft, aber auch Reformen der Pflegeversicherung, die zu mehr Leistungsempfängern führten. Bis 2055 dürfte die Zahl nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes auf etwa 6,8 Millionen ansteigen. Schwierig für die Situation der Pflege ist dabei, dass in den nächsten zehn bis zwölf Jahren auch 500.000 Pflegefachkräfte in Rente gehen und damit der Personalmangel noch stärker wird. Die Demographie schlägt also doppelt zu.

Wie viele Menschen arbeiten in der Pflege?

Insgesamt mehr als 1,7 Millionen Menschen. 70 Prozent sind examinierte Pflegefachpersonen oder Spezialistinnen. 30 Prozent sind Pflegehelferinnen oder Pflegeassistenz. Rund 40 Prozent arbeiten in Kliniken und Krankenhäusern. Die stationäre (Alten-)Pflege beschäftigt 30 Prozent und die ambulante Pflege 17 Prozent der Pflegefachpersonen. Die restlichen 13 Prozent verteilen sich auf private Haushalte, Arztpraxen und weitere Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens.

Handelt es sich dabei um Vollzeit-Beschäftigungen?

Im Vergleich zu anderen Bereichen ist die Teilzeitquote im Pflegebereich überdurchschnittlich hoch: Bei den ambulanten Diensten lag sie bei 68,1 Prozent, in Pflegeheimen bei 63,3 Prozent. Über alle Wirtschaftszweige hinweg arbeiteten im Jahr 2021 nur 30 Prozent der abhängig Beschäftigten in Teilzeit.

In der hohen Teilzeitquote spiegelt sich auch eine große Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen. Was sind die Ursachen?

Pflegekräfte klagen über hohe körperliche Belastung und Personalmangel. Das führt zu zahlreichen Überstunden und nicht kalkulierbaren Dienstplänen. 45 Prozent der Pflegefachpersonen berichteten laut DAK Gesundheitsreport 2022 von regelmäßigem Personalmangel. 74 Prozent der Pflegefachkräfte geben an, ihre Arbeit mit dem vorhandenen Personal nur unter großen Anstrengungen zu schaffen. 35 Prozent waren von nächtlichen Schlafstörungen und Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems betroffen. 2022 lagen die Arbeitsunfähigkeitstage von BKK-versicherten Beschäftigten in der Krankenpflege bei rund 26, in der Altenpflege sogar bei 33 Tagen. Zum Vergleich: Die Arbeitsunfähigkeitstage für alle BKK-versicherten Beschäftigten lagen bei 18 Tagen.

Lässt sich die Personalnot in der Pflege mit Zahlen belegen?

Im Jahresdurchschnitt 2021/2022 waren laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft eine Fachkräftelücke von 18.279 Pflegefachpersonen in der Altenpflege und 16.839 in der Gesundheits- und Krankenpflege zu verzeichnen – also insgesamt: 35.118 vakante Stellen. Und schon heute dauert es 230 Tage, bis die Stelle einer Krankenpflegefachkraft besetzt werden kann, 210 Tage für die Stellenbesetzung einer Altenpflegefachkraft. Die Krankenkasse Barmer hat ausrechnen lassen, dass bis 2030 mehr als 180.000 Pflegekräfte allein in der Altenpflege fehlen werden.

Wie soll der Personalmangel in der Pflege behoben werden?

Experten setzen auf die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte, verstärkte Werbung für die Pflegeausbildung und Attraktivitätssteigerungen im Pflegeberuf, damit Teilzeitbeschäftigte ihre Arbeitszeit aufstocken und Pflegekräfte in den Beruf zurückkehren. Nach einer Studie der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung können sich die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten und sogar 60 Prozent der Ausgestiegenen eine Rückkehr in den Beruf beziehungsweise ein Aufstocken der Stunden vorstellen – sofern sich die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern. Das würde hochgerechnet bedeuten: Mindestens 300.000, aber möglicherweise bis zu 600.000 Vollzeit-Pflegekräfte stünden zusätzlich zur Verfügung.

Kann Zuwanderung die Probleme der Pflege mindern?

In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Pflegefachpersonen aus dem EU-Ausland um 25.000 auf 91.000 erhöht. Die Zahl der Pflegefachpersonen aus den Westbalkanstaaten (außerhalb der EU) hat sich mit 43.000 Beschäftigten 2022 seit 2017 nahezu verdoppelt. Darüber hinaus wirbt Deutschland über das Programm „Triple Win“ für Pflegefachpersonen aus dem außereuropäischen Ausland. Seit 2013 konnte die Bundesagentur für Arbeit insgesamt 7.728 Pflegekräfte gewinnen, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) 4.162. Sie kommen überwiegend aus den Philippinen, Tunesien, Indonesien, Indien und Jordanien, aber auch aus Vietnam.

Wichtig für die Zukunft der Pflege sind die Ausbildungszahlen. Wie ist da die Entwicklung – auch angesichts der reformierten Ausbildung?

2022 haben insgesamt 52.100 Personen eine Ausbildung zur Pflegefachperson begonnen. Das waren 7 Prozent oder 4.100 weniger als im Vorjahr. 74 Prozent von ihnen sind Frauen, 26 Prozent Männer. Insgesamt befanden sich Ende 2022 rund 143.100 Personen in der Ausbildung zur Pflegefachperson.

Und wie sieht es beim Hochschulstudium aus?

56 Hochschulen bieten ein Studium der Pflegewissenschaften an, davon nur 27 einen primärqualifizierenden Studiengang. Im Wintersemester 2022/2023 waren 2.122 Studierende eingeschrieben. 2022 lag die Anzahl an Studierenden noch bei 1.217.

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