Berlin (KNA)Augen auf für Igel und Maulwurf: Ab Samstag rufen Naturschützer zum bürgerwissenschaftlichen Monitoring der beiden Wildtierarten auf. Bis 24. September sind Interessierte aufgerufen, Begegnungen mit Igeln und Maulwürfen fotografisch zu dokumentieren und auf einer Plattform hochzuladen. Dazu rief am Freitag das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung auf, das das Projekt wissenschaftlich leitet.
Es gebe in Deutschland überraschend wenig Daten zur Verbreitung dieser beiden Insektenfresser, erklärte das Institut. Die versteckte, nachtaktive Lebensweise und die schwierige Unterscheidung einzelner Tiere anhand ihres Äußeren erschwerten Zählungen. Zudem könne die Anzahl der Igel von Jahr zu Jahr stark schwanken, sodass das Erkennen eines ernsthaften Bestandstrends erst nach mehreren Jahren der Erfassung möglich sei. Maulwürfe würden bisher „schlichtweg ignoriert“ und seien ohnehin nur sehr selten oberirdisch anzutreffen.
Nahrungsmangel und aufgeräumte Gärten
Aufgrund der vorliegenden Informationen sei jedoch zu vermuten, dass die Bestände beider Arten in Deutschland zurückgingen, hieß es. Ein Grund dafür sei vermutlich, dass Insektensterben und zunehmende Trockenheit zu Nahrungsmangel führten. Hinzu kämen die Versiegelung von Flächen, Monokulturen sowie der Verlust geeigneter Habitate: Allzu „aufgeräumte“ Gärten ließen passende Lebensräume schrumpfen. Zudem seien beide Arten tödlichen Gefahren ausgesetzt, beispielsweise Autos, elektrischen Gartengeräten, Elektrozäunen, Müll oder Giftstoffen.
Ziel des Projekts sei daher, die Umwelteinflüsse auf beide Arten besser zu verstehen und effektivere Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Vorbild ist ein Igel-Monitoring in Großbritannien. Landesweite Kampagnen hätten dort die rückläufigen Bestandszahlen von Igeln zumindest in städtischen Regionen gestoppt, sagte Anne Berger, Leiterin des Forschungsprojekts „Igel in Berlin“ vom Leibniz-Institut.
Igel lassen sich demnach am besten nach Anbruch der Dämmerung mit einer Taschenlampe oder mit Wärmebildkameras finden. Die Forscherinnen und Forscher rufen ausdrücklich dazu auf, auch verunglückte Tiere zu melden, etwa Verkehrsopfer. Maulwürfe ließen sich über ihre charakteristischen Hügel nachweisen, deren Eingang im Gegensatz zu Wühlmaushügeln nahezu senkrecht in den Boden führt.