Väter wollen zumindest theoretisch mehr Familienzeit

VonC. Peters

12. September 2023

Berlin (KNA)Laut dem aktuellen Väterreport will jeder zweite Vater die Hälfte der familiären Kinderbetreuung übernehmen. Die befragten Väter finden, dass kleine Kinder genauso gut von ihrem Vater betreut werden können wie von ihrer Mutter, heißt es in dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Report. Allerdings sieht die Praxis nach wie vor anders aus: Demnach übernehmen nur rund 21 Prozent der Väter hauptsächlich die Erziehung ihrer Kinder. Die Funke-Mediengruppe hatte am Wochenende bereits über einige Ergebnisse des Reports berichtet.

Laut der aktuellen Studie gibt es eine ähnliche Diskrepanz auch bei der Berufstätigkeit. Zwar befürworten knapp zwei Drittel der Väter gleiche berufliche Chancen und die finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile. Gleichzeitig verharrten aber viele Väter im traditionellen Familienbild, wenn es um die zeitliche Aufteilung von Beruf und Kinderbetreuung geht. So arbeiteten nur 8 Prozent der Väter in Teilzeit, während es bei den Müttern 68 Prozent seien.

„Väterfreundlichkeit“ in Unternehmen hat zugenommen

Ein Wandel sei trotzdem erkennbar, heißt es in der Studie: Mit der Einführung der Partnermonate beim Elterngeld sei es in vielen Unternehmen zu einem Bewusstseinswandel gekommen. Dadurch sei das Engagement von Vätern in der Familie „sichtbar geworden“. Dies habe auch Einfluss auf betriebliche Prozesse, so habe die „Väterfreundlichkeit“ von Unternehmen zugenommen.

Insgesamt schwebe immer weniger Vätern zumindest theoretisch das Modell des „alleinigen Familienernährers“ vor. Die Studie identifiziert aber unterschiedliche Typen von Vätern: der überzeugte Engagierte, der urbane Mitgestalter, der zufriedene Pragmatiker, der etablierte Konventionelle und der überzeugte Rollen-Bewahrer. Die beschriebenen Vätertypen seien vereinfachende Prototypen und sie unterschieden sich in ihren Einstellungen, in ihren Wünschen zur Aufgabenteilung von Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit, nach ihrer Nutzung des Elterngeldes, nach Alter der Kinder, Einkommen und Wohnumfeld.

Paus: Immer noch Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) betonte, der Väterreport zeige, dass es immer noch eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei der Aufgabenteilung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebe. Es brauche mehr mutige Väter, die ihre Wünsche nach einer partnerschaftlichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch umsetzten. Zugleich müssten Politik und Wirtschaft die Vereinbarkeit auch für Väter in den Blick nehmen.

Die Grünen-Politikerin macht sich für eine sogenannte „Familienstartzeit“ stark – eine zweiwöchige bezahlte Auszeit für Partnerinnen und Partner nach der Geburt eines Kindes. Eine solche Startzeit war auch im Koalitionsvertrag vereinbart worden.

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