Experte: „Putin hat die russische Nuklearstrategie dramatisch verändert“

VonLukas Richter

4. Juli 2023
Foto: Kremlin.ru / licensed under CC BY 4.0Wie vorsichtig Afrika bei der Verurteilung Russlands ist, zeigt auch das Taktieren Südafrikas vor einem internationalen Gipfeltreffen. Russland hat Südafrika nach Angaben von dessen Präsident Cyril Ramaphosa gewarnt, dass eine Verhaftung von Kremlchef Putin einer «Kriegserklärung» gleichkäme. Foto: Vladimir Putin / Kremlin.ru / licensed under CC BY 4.0

Putin hat die russische Nuklearstrategie dramatisch verändert und droht nun selbst mit Atomwaffen. Ein Experte warnt davor, dass

Im Kalten Krieg waren Atomwaffen politische Instrumente, um konventionelle Konflikte zu verhindern, so der Politikwissenschaftler Herfried Münkler im Interview mit t-online.de. Doch Putin drohe nun mit nuklearer Eskalation, um den Einsatz seiner konventionellen Waffen zu optimieren und den Westen von der Unterstützung der Ukraine abzuhalten. Er habe die russische Nuklearstrategie damit dramatisch verändert, so der Experte.

Der Westen müsse eine Antwort finden, um nicht erpresst zu werden, so Münkler. Deutschland sei von russischem Druck betroffen und werde dadurch noch abhängiger vom Schutz durch die USA.

Er hält als Reaktion gemeinsame Atomwaffen der EU-Staaten für denkbar. Es sei aber eine europäische Fähigkeit zur nuklearen Abschreckung erforderlich, „nicht nur französische Atomwaffen, die weiter allein unter Pariser Kontrolle stehen“, so der Experte.

Ob man die deutsche Bevölkerung von der Notwendigkeit eigener Atomwaffen überzeugen könne, hänge von der Argumentation ab. Im Kalten Krieg waren US-Soldaten in Westdeutschland stationiert, um die Glaubwürdigkeit der US-amerikanischen Abschreckung zu gewährleisten. Nach ihrem Abzug haben Deutschland und Europa diese Sicherheit verloren, so der Politikwissenschaftler.

Auch andere Experten beobachten mit Sorge die russischen Drohgebärden mit Nuklearwaffen.

Der indische Journalist und Politik-Experte Prakash Nanda spekuliert in einem Beitrag für die Eurasian Times , dass ein Nuklearwaffen-Angriff „äußerst unwahrscheinlich“ sei. Vielmehr sei die Stationierung eine Warnung an den Westen.

Der ehemaligen Nuklear-Anti-Terrorismus-Offizier der CIA, Rolf Mowatt-Larssen, warnte jedoch einem Einsatz taktischer Nuklearwaffen durch Putin. Der Experte äußerte die Sorge, dass der russische Präsident zu dem Schluss kommen könne, seine Armee werde die von ihm als russisch betrachteten Gebiete nicht mehr halten können. „In diesem Fall denke ich, dass Wladimir Putin taktische Nuklearwaffen einsetzen wird“, sagte er bei einer Veranstaltung der Harvard Kennedy School mit Sitz in Cambridge, USA, im Februar.

Foto: Vladimir Putin / Kremlin.ru / licensed under CC BY 4.0

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